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9. November 2018 | Gemeinderat, Direktionen

Männer als Opfer von häuslicher Gewalt – ein Tabu

Die diesjährige Kampagne der Stadt Bern im Kampf gegen häusliche Gewalt bricht erneut mit einem Tabu. Bei jedem fünften Fall, der der Fachstelle Häusliche Gewalt der Stadt Bern gemeldet wird, ist das Opfer ein Mann. Die Dunkelziffer jedoch ist noch höher. Mit der Kampagne «Fachstelle Häusliche Gewalt: Ein Angebot auch für Männer» will das Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz männliche Opfer von häuslicher Gewalt auf seine Beratungs- und Hilfsangebote aufmerksam machen und die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren.

Das Kampagnen-Motiv zeigt eine schematische Männergestalt mit Schürfungen und  Prellungen am ganzen Körper. Darunter der Text: FACHSTELLE HÄUSLICHE GEWALT, EIN ANGEBOT AUCH FÜR MÄNNER. Telefon 031 321 63 02
Bild Legende:

Dank der fortschreitenden Emanzipation der Frauen in den letzten 50 Jahren wurde nach und nach auch der Diskurs über Gewalt in Beziehungen gesellschaftsfähig. Es fand ein Umdenken statt und die Gesellschaft wurde sensibilisiert. Allerdings wird beim Begriff «häusliche Gewalt» immer noch primär die Frau als Opfer und der Mann als alleiniger Täter verstanden. Dass auch Männer Opfer von häuslicher Gewalt sein können, ist ein Tabu, das sich hartnäckig hält. Dem will die Kampagne «Fachstelle Häusliche Gewalt: Ein Angebot auch für Männer» des Amtes für Erwachsenen- und Kindesschutz entgegenwirken.

Hohe Dunkelziffer aus gesellschaftlichen Gründen

Die Fachstelle zählte im Jahr 2017 insgesamt 257 Fälle. Bei 14 Fällen war der Mann das Opfer. Bei 50 weiteren Fällen kam es zwischen den Betroffenen zu gegenseitiger Gewalt. Damit sind in den der Fachstelle bekannten Fällen rund ein Fünftel der Opfer männlich. Die Zahlen für das laufende Jahr sehen ähnlich aus. Die Zahlen der Fachstelle, wie auch die schweizweiten Kriminalstatistiken über Gewaltstraftaten im häuslichen Bereich bilden aber nur die gemeldeten Fälle ab. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb ein Mann keine Hilfe sucht: Scham, fehlende Opferidentität und die Angst vor dem gesellschaftlichen Unverständnis. Die Täterinnen setzen aber oftmals auch die gemeinsamen Kinder als Druckmittel ein. Nicht selten hält die Angst, die Kinder zu verlieren, die Männer von einer Trennung ab.

Unterschiede in der Art der Gewalt

Internationale Untersuchungen zeigen, dass bei der Erhebung der Fallzahlen ein genauer Blick auf die Art der Partnergewalt entscheidend ist. Spricht man von systematischem Gewalt- und Kontrollverhalten, so sind es mehr Männer als Frauen, die als Täter auffallen. Betrachtet man aber das spontane Konfliktverhalten der einzelnen Partner, dann sind Frauen ebenso oft auf der Täterseite wie Männer. Die Gewalt, die Männer in einer Beziehung durch ihre Partnerinnen erleben, geht von Beleidigungen, Beschimpfungen und massiven Erniedrigungen, über Selbstmorddrohungen bis hin zu körperlicher Gewalt wie zum Beispiel Schlägen oder Stichverletzungen.

Dennoch suchen häufiger Frauen als Männer Hilfe bei Verwandten und Bekannten oder bei professionellen Beratungsstellen. Mit der Kampagne «Fachstelle Häusliche Gewalt: ein Angebot auch für Männer» soll ab dem 12. November 2018 für fünf Wochen mit Plakaten in den städtischen Trams und Bussen die Gesellschaft sensibilisiert und das Thema enttabuisiert werden. Unabhängig vom Geschlecht, sollen Betroffene von häuslicher Gewalt den Zugang zu Hilfeleistungen kennen und die nötige Unterstützung in Anspruch nehmen können. Die Kampagne soll männlichen Betroffenen zeigen, dass die Mitarbeitenden der Fachstelle der Stadt Bern auch für sie da sind, ihnen zuhören und ihre Anliegen ernst nehmen.

Fachstelle Häusliche Gewalt der Stadt Bern

Wir bieten Direktbetroffenen und Angehörigen/Bekannten kostenlose Beratung zu rechtlichen Fragen, zum Schutz oder zu externen Unterkunftsmöglichkeiten und zeigen Handlungsoptionen auf. Dabei unterstehen wir stets der Schweigepflicht.

Fachstelle Häusliche Gewalt

Predigergasse 10, 3001 Bern

T 031 321 63 02

E-Mail fhg@bern.ch

www.bern.ch/fhg

Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie

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