Berner «Alkistübli»
«La Gare» seit zehn Jahren erfolgreich in Betrieb
Seit zehn Jahren ist das «La Gare» als Aufenthaltsraum für schwer Alkoholabhängige fester und unverzichtbarer Bestandteil der städtischen Suchtpolitik. Die Stiftung Contact Netz führt den Betrieb im Auftrag der Stadt Bern.
Am 2. Mai 2005 öffnete das «Alkistübli» in den umgebauten WC-Anlagen in der Christoffelunterführung im Bahnhof Bern seine Tür. Der Betrieb lief von Beginn weg gut und reibungslos. Hintergrund der Schaffung eines Aufenthaltsraums für schwer Alkoholabhängige war die Szenenbildung von Süchtigen beim sogenannten «Stein» im Bahnhof Bern, die zunehmend zu Klagen und Verunsicherung von Passanten führte. Mit Blick auf den Umbau des Bahnhofs und des Bahnhofplatzes wurde eine Lösung gesucht. Gemeinderat und Stadtrat beschlossen die Einführung der mobilen Interventionsgruppe PINTO sowie die Eröffnung eines «Alkistüblis» als ambulantes Suchthilfeangebot.
Bahnhofparking als Glücksfall
Der heutige Standort des «La Gare» auf der Bahnhofplattform beim Kurzzeitparking konnte 2008 bezogen werden. «Dass die SBB uns diesen zentralen Ort zur Verfügung stellte und weiterhin stellt, ist ein enormer Glücksfall», betonte Gemeinderätin Franziska Teuscher vor den Medien.
Das «La Gare» bietet alkoholkranken Menschen bis heute ein würdiges Umfeld, wo sie sich ungestört aufhalten können. Gleichzeitig trägt das «La Gare» dazu bei, dass es in der Innenstadt und im Bahnhof kaum noch zu Szenenbildungen kommt. Das «La Gare» ist werktags während sieben Stunden geöffnet. Die Alkoholabhängigen können kostengünstige Mahlzeiten einnehmen und das Mitbringen und Trinken von Alkohol bis zu maximal 15 Volumenprozenten ist erlaubt. Die Betriebskosten von rund 250‘000 Franken werden durch die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern finanziert.
Zwar war die Einrichtung eines «Alkistüblis» in der politischen Debatte über die Parteigrenzen hinweg unbestritten, trotzdem wurde die Eröffnung des «La Gare» mitten im Bahnhof von Fachleuten, Gewerbetreibenden und der Öffentlichkeit skeptisch beobachtet. Doch das «La Gare» war von Beginn gut besucht und wird von den Besucherinnen und Besuchern sehr geschätzt. Diese sind heute grösstenteils männlich, durchschnittlich 40 Jahre alt, meist seit vielen Jahren schwer alkoholabhängig und mehrheitlich «Stammgäste» im «Alkistübli».
Ausblick: Soll so weiterlaufen wie heute
Dass sich das «La Gare» in den letzten zehn Jahren so erfolgreich etablieren konnte, ist auf die konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Stadt Bern, der Stiftung Contact Netz, der SBB, der Kantonspolizei und der Gesundheits- und Fürsorgedirektion zurückzuführen. Veränderungen sind in nächster Zeit deshalb keine vorgesehen. Bis Frühjahr 2017 ist auch der Standort auf der Bahnhofplattform beim Kurzzeitparking sichergestellt. Als wichtiger Bestandteil in der städtischen Suchtpolitik soll das «La Gare» in der bisherigen Form weitergeführt werden, so lange der Bedarf besteht.
Titel | Bearbeitet | Grösse |
---|---|---|
Factsheet Entstehungsgeschichte La Gare (PDF, 74.1 KB) | 06.08.2015 | 74.1 KB |
Referat Carl Müller La Gare (PDF, 74.6 KB) | 06.08.2015 | 74.6 KB |
Referat Franziska Teuscher La Gare (PDF, 75.9 KB) | 06.08.2015 | 75.9 KB |