Kunstplatz Stadtteil III: Eine Säge-Aktion in Holligen
Das Projekt «Kunstplätze» im Berner Stadtteil III geht in die zweite Phase. Am kommenden Samstag, 17. Oktober, nimmt im Warmbächli ein mobiles Sägewerk seinen Betrieb auf. Die Künstler Michael Meier und Christoph Franz lassen aus dem Holz der Baustelle Türen herstellen für ältere Häuser der Nachbarschaft.
Mit der Reihe der Kunstplätze initiiert die Kommission für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Bern partizipative Kunstprojekte in den Quartieren. Diese bieten die Chance, den eigenen Wohnort neu zu entdecken. 2020 ist der Berner Stadtteil III an der Reihe, genauer die Quartiere Holligen und Weissenbühl. Als Gastgeberinnen für die Kunstschaffenden engagieren sich drei lokale Organisationen: der Verein Vor_park, das Quartierkollektiv EinViertel und die Wohnbaugenossenschaft Warmbächli.
Die Wohnbaugenossenschaft Warmbächli baut gemeinnützigen Wohn- und Arbeitsraum auf dem Areal der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage. Ihre Arbeitsgruppe «Kunst am Bau» entwickelt ein Projekt mit dem Künstlerduo Michael Meier & Christoph Franz. Gemeinsam ist ihnen das Interesse an den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der laufenden Aufwertungsprozesse im Quartier.
Neue Türen für alte Häuser
«Es kommt mit der Zeit» nennen Michael Meier und Christoph Franz ihr konzeptionelles ortsspezifisches Kunstprojekt. Sie pflegen damit den Bestand des Quartiers, indem sie drei Instandsetzungen vornehmen. Am Samstag, 17. Oktober 2020, wird ab 15 Uhr an der Güterstrasse 8 eine mobile Säge in Betrieb gesetzt. Mitarbeitende der Lohnsägerei Gassnerwood zersägen hier Baumstämme, die eben noch als Deckenabstützungen auf der Baustelle der Wohnbaugenossenschaft gedient hatten. Nun entstehen daraus Haustüren für das Quartier. Gemeinsam mit Schreinereien aus Holligen werden die Künstler aus den Brettern 1:1-Kopien von bestehenden Eingangstüren herstellen. Sie wählten dafür drei Gebäude aus, welche eine für Holligen typische Geschichte aufweisen. Die «alten» Haustüren werden (mit Einverständnis der Eigentümerinnen und Eigentümer) gegen Türen aus Warmbächli-Holz ausgetauscht. In einem möglichen weiteren Schritt werden die «alten» Haustüren in den Neubau der Genossenschaft Warmbächli integriert und so der Bezug des neuen Wohnhauses zum Quartier und seiner Geschichte vertieft.
Mit der Aktion machen die beiden in Zürich und Wien tätigen Künstler auf die rasante Entwicklung von Holligen aufmerksam, wo der Bau vieler Wohnungen auch Druck auf die Umgebung ausübt. Wie liessen sich die in die Jahre gekommenen Siedlungen den neuen Bedürfnissen anpassen, ohne dass günstiger Wohnraum weichen müsste?
Weitere Aktionen sind in Arbeit
Im Rahmen der «Kunstplätze» baut das Künstlerpaar Diana Dodson und Reto Leibundgut in einem weiteren Projekt im Vor_Park Holligen gleich nebenan an einem neuen Begegnungsort rund um ein schwebendes Gartenhäuschen. Derweil organisiert das Quartierkollektiv «EinViertel» Aktionen für Gross und Klein unter einem Sonnensegel der Zürcher Künstlerin Annina Arter auf der Goumoënsmatte. Die Kunstplätze im Stadtteil III entstehen in Zusammenarbeit mit dem Sekretariat der Quartiermitwirkung QM3 und werden von Stephan Herman mit der Kamera dokumentiert.
Weitere Infos: www.bern.ch/kunstplaetze und www.meierfranz.net