Kompetenzzentrum Information in der Hauptstadtregion gefordert
Die SRG prüft, wie im April angekündigt, den Umzug der Informationsabteilung Radio von Bern nach Zürich. Diese Meldung ist in der ganzen Hauptstadtregion auf grosses Unverständnis gestossen. Ein Umzug der Informationsabteilung von Bern nach Zürich hat kaum Sparpotenzial, hätte weitreichende Konsequenzen für die nationale und regional verankerte Medienberichterstattung und würde die Stellung der SRG als national tätiges und zum grossen Teil gebührenfinanziertes Unternehmen schwächen. Eine noch stärkere Konzentration des öffentlichen Medienhauses in Zürich ist nicht im Sinne der föderalistischen Schweiz und widerspricht sowohl dem Service-Public-Gedanken wie auch dem politischen Willen der Schweizer Bevölkerung. Gemeinsam verlangen die Hauptstadtregion Schweiz sowie Stadt und Kanton Bern vom Verwaltungsrat der SRG ein klares Bekenntnis zum Standort Bern. Sie fordern das Unternehmen auf, im Herzen der nationalen Politik ein Kompetenzzentrum Information mit Forschung und Entwicklung zu schaffen – analog zum Zentrum Fernsehen in Zürich und dem Zentrum Kultur in Basel.
Die Berichterstattung der SRG ist wichtig für die politische Teilhabe, den nationalen Zusammenhalt und die kulturelle Vielfalt in der Schweiz. Bernhard Pulver, Regierungspräsident des Kantons Bern, unterstreicht: «Das Bewusstsein für unser mehrsprachiges und stark föderalistisch organisiertes Land ist in der Hauptstadtregion durch die sprachliche und kulturelle Vielfalt stark ausgeprägt.» Die von die SRG-Geschäftsleitung anvisierte Idee, unsere Region «nur“ noch durch Korrespondenten abzudecken und die Informationsabteilung sowie die ganze technologische Entwicklung und Forschung nach Zürich zu verschieben, wäre eine klare Schwächung Berns als Politzentrum der Schweiz.
Bekenntnis zur SRG durch eine hohe Ablehnung von No-Billag in der Hauptstadtregion
Bei der «No-Billag“-Initiative war neben der breiten regionalen Verankerung der SRG auch die hohe Qualität der Radioprogramme ein entscheidender Ablehnungsgrund. Die in Bern produzierten Radiosendungen wie das Echo der Zeit, das Rendez-vous mit dem Tagesgespräch, SRF News, SRF Wirtschaft, die Auslandkorrespondenten und die Radio-Nachrichten gehören zu den Flaggschiffen der politischen Information in der Schweiz. Beat Vonlanthen, Freiburger Ständerat und Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe Hauptstadtregion Schweiz hebt hervor, dass sich die Bevölkerung in den fünf Kantonen der Hauptstadtregion mit einem Nein-Stimmenanteil zwischen 69 und 78 Prozent sehr deutlich gegen No-Billag ausgesprochen haben: «Die SRG stand bis jetzt für fundierte redaktionelle Recherchen aus der gesamten Schweiz – und nicht für eine zentralistische Denkweise. Das wurde von der Stimmbevölkerung entsprechend unterstützt.»
Kompetenzzentrum Information in Bern schaffen
Christoph Ammann, Regierungsrat des Kantons Bern, ist überzeugt, dass in Zeiten der Konzentrationsbestrebungen der privaten Medienhäuser die SRG jetzt ihre Stärke ausspielen muss, in dem sie allen Landesteilen breit verankert bleibt und die redaktionelle Konkurrenz innerhalb des Hauses fördert. Dazu kommt, dass ein Umzug der Radioredaktion kaum Sparpotenzial habe. Er betont die wichtige Rolle von Bern als Bundeshauptstadt und damit als politisches Zentrum der Schweiz. Dem müsse die SRG bei ihrer Organisation auch in Zukunft Rechnung tragen «Wir fordern deshalb, dass in Bern, im politischen Zentrum der Schweiz, ein Kompetenzzentrum Information inklusive Forschung und Entwicklung mit der Inlandberichterstattung, SRF News, SRF Wirtschaft und den Auslandkorrespondenten geschaffen wird», so Christoph Ammann.
Sprachliche und kulturelle Vielfalt
Die Hauptstadtregion Schweiz bildet die Brücke zwischen den Sprachregionen, was für die ganze Schweiz von besonderer Bedeutung ist. Thierry Steiert, Stadtamman von Freiburg und Co-Präsident der Hauptstadtregion macht klar: «Die SRG hat eine politischen Auftrag, die sprachliche und kulturelle Vielfalt zu berücksichtigen. Hierzu braucht es eine breit abgestützte Organisation und Netzwerk und keine Zentralisierung in Zürich – gerade hinsichtlich der Weiterentwicklung der Medienbranche.»
Nein zu medienpolitischen Sackgasse
Die SRG hat einen Sparauftrag, den sie umsetzen muss. Laut SRG soll ein Spareffekt nur mit der Zusammenlegung der Redaktionen von Radio und Fernsehen im Newsroom Zürich möglich sein. Diese Überlegungen greifen für Alec von Graffenried, Berner Stadtpräsident, zu kurz und hätten gravierende publizistische Folgen. Eine Konzentration im Studio Leutschenbach würde zu einer Nivellierung und Verarmung des SRG-Journalismus führen. Statt Meinungsvielfalt zu fördern, drohe die Gefahr, dass auf allen Kanälen die gleichen Inhalte gesendet werden. «Das führt in eine medienpolitische Sackgasse angesichts dessen, dass auch die privaten Medienhäuser immer weniger in der Lage sind, Qualitätsjournalismus zu finanzieren», so Alec von Graffenried.
Arbeitsort ist in der Regel auch Lebensmittelpunkt
Für Christophe Darbellay, Staatsrat des Kantons Wallis, wäre eine Konzentration der Information am Standort Zürich aus Sicht eines peripher gelegenen Kantons mit einer grossen deutschsprachigen Minderheit zusätzlich problematisch. Er befürchtet, dass mit der Ballung des Informationsbereichs im Leutschenbach mittelfristig ein Grossteil der Radio-, TV- und Online-Redaktorinnen und -Redaktoren ihren Lebensmittelpunkt im Grossraum Zürich hätten und somit die entfernt gelegenen Landesteile bei der Berichterstattung hinten anstehen müssten. «Bern ist für uns Walliser das Tor zur «Üsserschwiiz» – gut erreichbar und auch über die Hauptstadtregion eng mit uns verbunden. In meiner Anschauung der Schweiz findet die SRG-Berichterstattung nicht nur aus fernen Einheitsredaktionen in Zürich oder Genf statt. Bern ist und bleibt das Politzentrum mit entsprechender Wirkungen auf die ganze Schweiz, aus welchem zu den nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen, Politik und Ausland berichtet wird.»
Ja zu einer starken Informationsabteilung in der Hauptstadt
Für Stadt und Kanton Bern sowie die Hauptstadtregion Schweiz ist es selbstverständlich, dass die Informationsabteilung des nationalen, zum grossen Teil gebührenfinanzierten Unternehmens in die Hauptstadtregion, dem politischen Zentrum der vernetzten Schweiz, gehört. Wie dies notabene in allen anderen europäischen Ländern auch der Fall ist. Die Hauptstadtregion Schweiz bündelt über die formelle Politik hinaus alle Akteur/innen des politischen Systems. In unserer Region sind neben den Departementen des Bundes auch die nationalen Verbände, Botschaften und die staatsnahen Betriebe vertreten.
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