In Bern entsteht das grösste Veloverleihsystem der Schweiz
Die Stadt Bern hat mit der Firma PubliBike AG die weiteren Schritte zur Umsetzung des Veloverleihsystems «Velo Bern» vereinbart. Der Gemeinderat hat diese Vereinbarungen verabschiedet und beantragt dem Stadtrat einen Umsetzungskredit. Vorgesehen ist der Start des bisher grössten Veloverleihsystems der Schweiz im Mai 2018. Im Endausbau ist eine Flotte von 2400 Velos an rund 200 Ausleihstationen geplant.
«Die Umsetzung des Veloverleihsystems ist ein weiterer Schritt Richtung ‹Velo-Hauptstadt› Bern», freut sich Gemeinderätin Ursula Wyss. «Gemeinsam mit dem öffentlichen Verkehr und weiteren Sharing-Angeboten unterstützt das Veloverleihsystem eine flexiblere Mobilität und eröffnet den Nutzerinnen und Nutzern zusätzliche Möglichkeiten im täglichen Mobilitätsverhalten». Darüber hinaus entstehen sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose und weitere Zielgruppen, zum Beispiel Flüchtlinge. Der Betrieb wird durch das Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern im Auftrag von PubliBike sichergestellt. Das bisherige, vor allem auf Touristinnen und Touristen ausgerichtete Angebot «Bern rollt», wird in das neue Projekt «Velo Bern» integriert.
Einfaches, kundenfreundliches Zugangssystem
Die Stadt Bern erhält mit dem Angebot von PubliBike, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von PostAuto, ein Veloverleihsystem mit einer hochwertigen Veloflotte und einem einfachen, kundenfreundlichen Zugangssystem via App für die regelmässige und spontane Nutzung. Die Ausleihstationen decken das gesamte Stadtgebiet ab. Die Flotte wird im Endausbau rund 2400 Velos an rund 200 Ausleihstationen umfassen. Die Hälfte davon werden E-Bikes mit einer Unterstützung bis zu 25 Kilometern pro Stunde sein. Sie werden zu 100 Prozent durch Ökostrom betrieben. Die Ausleihe basiert auf einem attraktiven Tarifsystem, und «Velo Bern» kann auch mit dem SwissPass genutzt werden. «Unsere Tochtergesellschaft PubliBike erschliesst die letzte ÖV-Meile und erleichtert auch dank ihrem hohen E-Bike-Anteil den Stadtbewohnern, Pendlern und Touristen den Alltag», sagte PostAuto-Geschäftsleitungsmitglied Roman Cueni vor den Medien.
Da der öffentliche Raum in der Stadt Bern bereits intensiv genutzt wird, müssen dem Veloverleihsystem zum Teil andere Nutzungen weichen. Insgesamt werden 97 Parkplätze (davon 14 gebührenpflichtige) und rund 300 Veloabstellplätze umgenutzt.
Keine Betriebskosten für die Stadt Bern
Die Stadt Bern wird keinen Betriebsbeitrag an das Veloverleihsystem leisten müssen. Auch sämtliche Investitionskosten für die Ausstattung der Stationen, für die Velos etc. gehen zu Lasten von PubliBike. Die Stadt ist einzig verpflichtet, PubliBike den für die Ausleihstationen benötigten öffentlichen Grund «nutzungsbereit» zur Verfügung zu stellen. Deshalb entstehen der Stadt für das Veloverleihsystem wesentlich geringere Kosten als ursprünglich angenommen. Der Stadt verbleiben jedoch Kosten für Baubewilligungen, Umsetzungsunterstützung oder Kommunikations- und Werbemassnahmen.
Stadtrat muss Kredite bewilligen
Für die oben genannten Kosten zur Einführung des Veloverleihsystems beantragt der Gemeinderat dem Stadtrat einen Realisierungskredit. Dieser umfasst einen einmaligen Investitionskredit von 500'000 Franken sowie für eine Betriebsdauer von fünf Jahren einen Verpflichtungskredit mit jährlichen Beiträgen von 276'000 Franken. Dazu kommt ein Einnahmenverzicht von jährlich 24'000 Franken durch wegfallende Parkgebühren.
Das Veloverleihsystem im Detail
Beschaffenheit der Velos
Der einheitliche, sehr leichte Aluminiumrahmen der Velos ist für Personengrössen von 140 bis 200 Zentimeter geeignet. Durch die 20 Zoll Räder ist das Velo kleiner und wendiger als übliche Fahrräder. Die Reifen mit einer Breite von 55 mm sind mit integriertem Pannenschutz versehen. Die Velos enthalten eine stufenlose Nabenschaltung, hydraulische Scheibenbremsen und LED-Dynamo-Beleuchtungen. Die Hälfte der Velos hat einen Elektro-Antrieb, der bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterstützt. Für E-Bikes dieser Art besteht keine Helmtragpflicht. Die Akkus werden mit Ökostrom geladen. Die Ausleih-Velos von PubliBike werden in Bern anthrazit sein. Werbemöglichkeiten und das Branding auf den Velos richten sich nach den detaillierten Vorgaben aus der Ausschreibung.
Ausleihe
Der Zutritt zum Veloverleihsystem (VVS) wird über eine sogenanntes «smart Lock» am Velo/E-Bike gesteuert. Nutzerinnen und Nutzer müssen sich über die Website oder die Gratis-App von PubliBike einmalig registrieren. Danach können sie bei der Suche nach einem freien Velo/E-Bike die VVS-App nutzen und das gewählte Velo/E-Bike über die App oder eine RFID-Karte, zum Beispiel den SwissPass, freischalten. Eine Fahrt kann an einer beliebigen Ausleihstation beginnen und an einer beliebigen Station enden.
Ausleihstationen
Das VVS soll schrittweise aufgebaut werden. Die erste Etappe ab Mai 2018 wird rund 100 Ausleihstationen auf Stadtgebiet und 1‘200 Velos umfassen. An den Ausleihstationen können die Velos des VVS wie normale Velos parkiert werden, das heisst das VVS funktioniert ohne «docking-stations» und auch ohne Ladevorrichtungen für E-Bikes. Die Akkus werden durch PubliBike zentral geladen und vor Ort ausgetauscht, wenn das System einen tiefen Akkustand meldet. Die Kommunikationstechnik des Betriebssystems ist in das jeweilige Ausstattungselement (Stele, Tafel oder Blende) integriert. Dort ist auch die Kundeninformation angebracht. Das jeweilige Ausstattungselement wird je nach räumlicher Situation ausgewählt und wird in rund 80 Prozent der Standorte eine Stele sein