Im «Zeichen der Erinnerung» und gegen das Vergessen
Die Stadt Bern beteiligt sich am Projekt «ZEDER – Zeichen der Erinnerung», mit dem der Kanton Bern an die Zeit von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen erinnert. Eine Plakatausstellung auf dem Bahnhofplatz und beim Kornhaus soll zum Nachdenken anregen und ein Zeichen gegen das Vergessen setzen.
Es ist eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Bis 1981 wurden tausende Kinder, Jugendliche, junge Frauen und Männer Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Die Bevölkerung im Kanton Bern war davon besonders stark betroffen. Mit dem Projekt «ZEDER – Zeichen der Erinnerung» beteiligt sich der Kanton Bern an der nationalen Aufarbeitung dieses Kapitels Schweizer Geschichte. Es soll das Schicksal und Leid zahlreicher «Verdingkinder» und weiterer Betroffenen sichtbar gemacht und die Geschichte aufgerollt werden. Ohne Schuldzuweisungen, aber mit der klaren Botschaft, dass sich so etwas nie mehr wiederholen darf.
Auch in der Stadt Bern wurden viele Kinder und Jugendliche auf Bauernhöfen verdingt, junge Frauen und Männer mit administrativen Massnahmen versorgt, es kam zu Zwangsadoptionen, Zwangssterilisation und Psychiatrieeinweisungen. Die Opfer wurden durch Verachtung, Ausgrenzung, Ausbeutung und Willkür nachhaltig traumatisiert. Die Stadt Bern engagiert sich gegen das Vergessen und will im Rahmen des Projekts ein eigenes «Zeichen der Erinnerung» setzen. «Ein dunkles Kapitel der Berner Geschichte, das nicht in Vergessenheit geraten darf», sagt Gemeinderat Reto Nause, «Gerechtigkeit herzustellen ist nicht mehr möglich, aber das Erinnern soll uns immer wieder mahnen, das Handeln der Verwaltung zu reflektieren».
Ausstellung regt zum Nachdenken an
Auf dem Bahnhofsplatz und rund um das Kornhaus regt eine Plakatausstellung zum Stehenbleiben und Nachdenken an. Auf jedem Plakat prangt ein prägnanter Titel über einem Bild und einem Zitat. Mittels QR-Code können Hintergrundwissen und Zusatzinformationen abgerufen werden. Gerade diese persönlichen Aussagen von Betroffenen, die in amtlichen Unterlagen des Stadtarchivs keine Erwähnung fanden, ermöglichen nachfolgenden Generationen einen unmittelbaren Zugang auf die Willkür und Verzweiflung, die hunderte von Mädchen und Knaben in ihrem Leben erfahren mussten.
Geschichtliche Aufarbeitung im Klassenzimmer
Das Thema wird auch in den Schulen thematisiert. Dafür wurde von der pädagogischen Hochschule Lehrmaterial aufbereitet, das den Lehrpersonen im Internet zugänglich ist. Schulklassen erhalten die Möglichkeit, an Führungen und Workshops im Stadtarchiv teilzunehmen und Schicksale von Betroffenen anhand von Akteneinträgen zu rekonstruieren.
Weitere Informationen zu den Zeichen der Erinnerung im Kanton Bern unter:
www.zeichen-der-erinnerung-bern.ch