Gemeinderat sieht mehr Mittel für die berufliche Integration vor
Der Gemeinderat will mehr Mittel für die berufliche und soziale Integration von Personen aus der Sozialhilfe bereitstellen. Die Strategie für die Jahre 2018-2021 sieht Aufwendungen von insgesamt vier Millionen Franken vor. Weil es zunehmend schwieriger wird, Stellenlose ohne Berufsausbildung in den Arbeitsmarkt zu vermitteln, will die Stadt Bern vermehrt in die Förderung von Grundkompetenzen investieren und neu niederschwellige Ausbildungen mit einem Abschlusszertifikat anbieten.
Die Stadt Bern fördert die berufliche und soziale Integration von Personen in der Sozialhilfe mit eigenen Programmen, welche die kantonal finanzierten Integrationsangebote ergänzen. Weil in der Stadt Bern sowohl die Arbeitslosenquote wie auch die Sozialhilfequote über dem kantonalen Durchschnitt liegen, besteht hier bei der Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit besonderer Handlungsbedarf.
Neue Qualifizierungsangebote
«Die Wiedereingliederung von Personen aus der Sozialhilfe in den Arbeitsmarkt ist schwierig, weil wir es sehr oft mit Langzeitarbeitslosen ohne berufliche Qualifikation zu tun haben», sagte Gemeinderätin Franziska Teuscher anlässlich der Präsentation der Strategie für die berufliche und soziale Integration für die Jahre 2018-2021. Immer mehr zeige sich, «dass die berufliche Wiedereingliederung nur dann erfolgreich ist, wenn sich stellensuchende Personen angemessen qualifizieren können». Deshalb sieht die Strategie des Gemeinderats vor, dass die Stadt neu niederschwellige Ausbildungen in den Bereichen Gastronomie und Reinigung anbietet. Diese Kurse sind unterhalb des Berufsbildungsniveaus positioniert, werden zusammen mit den jeweiligen Branchen entwickelt und mit einem Zertifikat abgeschlossen. «Solche Angebote sind in verschiedenen Branchen sehr erfolgreich und gewährleisten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen erfolgreichen Einstieg in die Arbeitswelt», erklärte der Leiter des städtischen Sozialamts, Felix Wolffers.
Förderung von Grundkompetenzen
Für viele von der Sozialhilfe Unterstützte ist die berufliche Wiedereingliederung zumindest kurzfristig kein realistisches Ziel. Bei diesen oft mit gesundheitlichen Problemen kämpfenden Personen geht es vor allem darum, ihre Situation zu verbessern. Die Stadt will auch für diese Personen zusätzliche Angebote zur Verfügung stellen, um die soziale Integration zu fördern und sinnvolle Tagesstrukturen anzubieten. Geplant ist der Aufbau eines niederschwelligen Kursangebots zur Erweiterung von Grundkompetenzen. Ziel dieser Angebote ist es, dass die Kursteilnehmenden ihre Alltagsaufgaben selbständiger bewältigen können. Zugleich bietet der Kursbesuch auch die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen.
Vorgesehen ist, alle städtischen Integrationsangebote vermehrt für Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich zu öffnen, auch wenn diese noch durch die Organisationen des Asyl- und Flüchtlingsbereichs betreut werden. «Damit soll die rasche berufliche Integration von Personen aus dem Asylbereich gezielt gefördert werden», betonte Felix Wolffers.
Investitionen von einer Million Franken pro Jahr
Die städtischen Massnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration kosten die Stadt Bern durchschnittlich eine Million Franken pro Jahr. Die Aufwendungen erhöhen sich gegenüber den Vorjahren um ca. 200'000 Franken pro Jahr. Die Zusatzkosten sind auf die neuen Qualifizierungsangebote zurückzuführen, welche mehr als die Hälfte der Mittel beanspruchen. «Die Stadt investiert viel, aber diese Investition lohnt sich auf jeden Fall», hielt Franziska Teuscher fest. Die 830'000 Franken für das kommende Jahr sind im Budget 2018 enthalten. Die insgesamt rund drei Millionen Franken für die Jahre 2019, 2020, 2021 gelten vorbehältlich der Genehmigung des Integrierten Aufgaben- und Finanzplans (IAFP).
Auch wenn nur ein Teil der unterstützten Personen dank den zusätzlichen Angeboten den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt schaffe, würden sich für die Sozialhilfe und damit auch für die Volkswirtschaft insgesamt erhebliche Einsparungen ergeben. «Es ist sowohl für die betroffene Person und ihre Familie als auch für die Gesellschaft besser, wenn die berufliche Integration gelingt oder die soziale Situation stabilisiert werden kann», ist Franziska Teuscher überzeugt. So gesehen seien die geplanten Massnahmen «nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit und des sozialen Zusammenlebens, sondern auch der Wirtschaftlichkeit».