Gemeinderat nimmt Stellung zu zweiter Tramachse
Der Gemeinderat hat seine Stellungnahme zu einer möglichen zweite Tramsachse durch die Berner Innenstadt zuhanden der Regionalkonferenz Bern-Mittelland verabschiedet. Er erachtet einzig eine Linienführung via Bundesgasse – Kochergasse (Variante 3) als vertretbar – wenn auch mit Einschränkungen.
Der Gemeinderat anerkennt den Bedarf nach einer zweiten Tramachse zur Entlastung der bestehenden Infrastruktur in der Berner Innenstadt. Einerseits ist davon auszugehen, dass die bestehende Traminfrastruktur mit der Eröffnung des Trams nach Ostermundigen ihre Kapazitätsgrenze erreichen wird. Andererseits wird die Tramhaltestelle Hirschengraben in Folge der erwarteten Zunahme der Pendlerströme zum neuen Bahnhofzugang nach 2035 nicht mehr genügend Platz für die Fahrgäste aller Tramlinien bieten.
Vor diesem Hintergrund hat die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) im Rahmen einer Zweckmässigkeitsbeurteilung drei Varianten einer möglichen Linienführung für eine zweite Tramachse in die Mitwirkung geschickt, die anschliessend vertieft geprüft werden sollen. Variante 1 führt über den Bubenberg- und den Bahnhofplatz via Speichergasse und Nägeligasse. Variante 2 führt ebenfalls über den Bubenberg- und Bahnhofplatz via Lorrainebrücke und Viktoriarain. Variante 3 führt vom Hirschengraben via Bundesgasse und Kochergasse.
Nur Variante Bundesgasse – Kochergasse vertretbar
Im Rahmen der Mitwirkung hat der Gemeinderat die drei Varianten sowohl aus einer stadträumlichen Optik als auch in Bezug auf die allgemeine Verkehrslage evaluiert. Dabei berücksichtigte er auch die Rückmeldungen der städtischen Quartierorganisationen sowie Erkenntnisse aus anderen laufenden Projekten und Abklärungen. Er kommt zum Schluss, dass nach heutigem Kenntnisstand einzig die Variante 3 via Bundesgasse-Kochergasse vertretbar ist, wenn auch mit erheblichen Vorbehalten.
Stadtraum Bahnhof im Fokus
Ausschlaggebend für die Einschätzung des Gemeinderats ist, dass die Variante 3 als einzige kompatibel zur erforderlichen Weiterentwicklung des Stadtraums Bahnhof ist. Vor dem Hintergrund der wachsenden Pendlerströme und dem Mehrverkehr durch die neue Tramlinie nach Ostermundigen, erachtet der Gemeinderat eine weitere Belastung des bereits heute stark genutzten Bubenberg- und Bahnhofplatzes als nicht opportun.
Dadurch würde eine qualitative städtebauliche Entwicklung verhindert, und wichtige Anliegen, wie die Aufenthaltsqualität, Klimaanpassungen sowie sichere und direkte Fuss- und Veloverbindungen, könnten nicht realisiert werden. Variante 3 ermöglicht demgegenüber eine Tramführung auf einem genügend breiten Strassenquerschnitt.
Gemeinderat will Fächer öffnen
Den positiven Aspekten der Variante 3 stehen allerdings gewichtige Nachteile gegenüber: Die Anzahl jährlicher Unterbrüche dieser Achse wegen Veranstaltungen und Demonstrationen auf dem Bundesplatz ist hoch. Zudem würden die Umsteigedistanzen vom und zum Bahnhof verlängert. Dies beeinträchtigt die Qualität dieser Variante aus Kundensicht und mit Blick auf die Redundanz. Bisher ungelöst sind zudem technische Aspekte.
Angesichts der offenen Fragen und Nachteile will der Gemeinderat den Fächer öffnen. Er beantragt der RKBM deshalb – parallel zu oder integriert in die vertiefte Prüfung der Variante 3 – die ÖV-Erschliessung des Stadtzentrums breiter zu prüfen.
Im engen Austausch mit BERNMOBIL
Die Stadt steht in der Diskussion um die zweite Tramachse in engem Austausch mit BERNMOBIL. Die beiden Partner sind sich bewusst, dass sie unterschiedliche Gewichtungen vornehmen (siehe dazu die Medienmitteilung vom 28. September 2023). Die Favorisierung der Variante 1 von BERNMOBIL ist für den Gemeinderat aus Sicht des ÖV zwar nachvollziehbar. Aus gesamtstädtischer Sicht wiegt für den Gemeinderat bei den beiden über den Bubenberg-/Bahnhofplatz führenden Varianten indes die zusätzliche Belastung des Stadtraums Bahnhof zu schwer.
Dokumente
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Stellungnahme des Gemeinderats (PDF, 3.1 MB) |