Gärtnereiumbau: Stellenlose leisten 1000 Arbeitsstunden
Der Umbau des Gärtnerei-Gebäudes des Kompetenzzentrums Arbeit (KA) am Löchliweg 71A ist demnächst abgeschlossen. Die von Hochbau Stadt Bern durchgeführten Bauarbeiten sind in Zusammenarbeit mit jungen Erwachsenen aus dem KA erfolgt. Die stellenlosen 18- bis 19-jährigen Frauen und Männer haben rund 1000 Arbeitsstunden geleistet.
Seit Herbst 2019 haben jeweils rund 15 junge Erwachsene aus dem Kompetenzzentrum Arbeit (KA) zu Schaufel, Pickel, Hammer und allerlei anderen Werkzeugen gegriffen. Sie haben, mit einem Unterbruch während der Coronakrise, am Umbau des alten Bauernhauses am Löchliweg 71A in Worblaufen mitgearbeitet. Im Gebäude ist unter anderem die KA-Gärtnerei untergebracht.
Die 18- bis 19-Jährigen besuchen ein Motivationssemester, welches insbesondere dazu dient, eine Lehrstelle zu finden. Es sind Männer und Frauen, die den beruflichen Einstieg wegen schulischer, familiärer oder psychischer Schwierigkeiten noch nicht gefunden haben. «Ziel ist es, die Teilnehmenden, die einen hohen Bedarf an Begleitung haben, innert eines Jahres in eine Grundarbeitsfähigkeit zu bringen», sagt Susanne Seiler, Co-Leiterin Junge Erwachsene beim KA.
Grosser Anteil Eigenleistung
Die beiden Sozialpädagogen des KA, David König und David Pestalozzi, haben mit SEMO Plus-Teilnehmenden bereits bei der Sanierung des Wohnbereichs mitgeholfen, nachdem die KA-Gärtnerei vor zweieinhalb Jahren vom Bundesrain 12 an den Löchliweg 71A umgezogen ist. Im vergangenen Herbst sind unter der Leitung von Hochbau Stadt Bern sowie unter Beizug eines Architekturbüros und externen Unternehmen die Arbeiten im Parterre an die Hand genommen worden. «Ein so grosses Bauprojekt haben wir noch nie mit SEMO-Plus-Teilnehmenden durchgeführt», so David König, der die jungen Erwachsenen bei der Arbeit begleitete. Laut Joseph Josi, Teamleiter Werkstätten im KA, haben die Frauen und Männer rund 1000 Personenstunden unter anderem zum Isolieren von Wänden und Böden, dem Ausheben und Legen einer neuen 18 Meter langen Anschlussleitung an die Kanalisation sowie für den Innenausbau und Umgebungsarbeiten eingesetzt. Im Parterre sind drei neue Räume entstanden – ein Maschinen- und Lagerraum, eine Werkstatt und eine Garderobe. Das Projekt kann innerhalb des bewilligten Kredits von 294'000 Franken abgeschlossen werden.
Motivation und Lernen fürs Leben
Einmal pro Woche kocht die Gruppe zusammen, wobei das im kleinen Garten – für den Eigenbedarf – produzierte Gemüse in die Pfannen und auf die Teller kommt. Der Garten wird auch in Zukunft von SEMO Plus-Teilnehmenden bewirtschaftet. Daneben erledigen die jungen Erwachsenen regelmässig weitere Unterhalts- und Gartenarbeiten, grösstenteils im Auftrag von Stadtgrün Bern.
«Es ist beachtlich, was hier an diesem schönen Ort unter Mithilfe von jungen Erwachsenen entstanden ist», sagte Gemeinderätin Franziska Teuscher bei einem Besuch vor Ort. «Bemerkenswert ist es, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmenden mit verschiedensten Belastungen zu kämpfen haben und ihren Weg in ein eigenständiges Leben noch nicht gefunden haben.» Zu Beginn eines Motivationssemesters geht es um das Erlernen von Grundfähigkeiten wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und einer gewissen Ausdauer. So gesehen, könne ein solches Projekt sicher motivierend wirken, meinte die Sozialdirektorin: «Ich hoffe, dass die Teilnehmenden hier erleben, dass sie gemeinsam stark sind und zusammen ‘Berge’ versetzen können.»
Motivationssemester für Jugendliche und junge Erwachsene
Das Kompetenzzentrum Arbeit KA ist ein Bereich des Sozialamts der Stadt Bern und unterstützt Jugendliche und Erwachsene bei der Integration in die Arbeitswelt. Dies in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und auf Zuweisung der regionalen Triagestelle Brückenangebote der Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern, der Sozialdienste oder der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV). Nebst Arbeitsangeboten in einem KA-Betrieb (z.B. Velostationen) oder einer KA-Werkstatt (z.B. Handwerk) werden die stellenlosen Personen mittels Coaching- und Bildungsangebote gefördert. Im vergangenen Jahr haben rund 2‘240 Stellen- oder Lehrstellensuchende die Angebote und Programme im KA besucht.
