Finanzierungslücken in der Altersbetreuung schliessen
Seniorinnen und Senioren in bescheidenen finanziellen Verhältnissen können sich Unterstützungsangebote wie beispielsweise Mahlzeitendienste oft gar nicht leisten. Die Stadt Bern will solche Finanzierungslücken ab Mai im Zuge eines auf drei Jahre befristeten Projektes schliessen.
Die Stadt Bern finanziert ab Mai 2019 verschiedene Unterstützungsangebote wie Notrufsysteme, Mahlzeitendienste oder Mittagstische, kleinere bauliche Anpassungen in Wohnungen und spricht Beiträge an betreute Wohnformen. Das Angebot richtet sich an Stadtbernerinnen und Stadtberner im AHV-Alter, die einen entsprechenden Bedarf nachweisen können und deren Einkommen und Vermögen eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet.
Der Gemeinderat reagiert damit auf eine Lücke im Finanzierungssystem: Während die Alterspflege über die Krankenversicherung und kantonale Beiträge finanziert wird, ist die Betreuung und Unterstützung im Alltag Privatsache. Nicht alle Seniorinnen und Senioren können sich diese zusätzlichen Kosten aber leisten. «Das darf nicht sein», sagte Gemeinderätin Franziska Teuscher an einer Medienkonferenz. «Denn die Bedeutung von Unterstützungs- und Betreuungsmassnahmen im Alter wird oft unterschätzt», so Teuscher weiter. Diese Massnahmen könnten die Pflegebedürftigkeit hinauszögern und damit einen wesentlichen Beitrag an das selbstbestimmte Wohnen leisten und gleichzeitig die ambulanten und stationären Pflegekosten reduzieren.
Projekt soll wichtige Erkenntnisse liefern
Der Gemeinderat reagiert mit den Betreuungsgutsprachen auf die Unterfinanzierung von Betreuung im Alter und setzt eine Massnahme der städtischen Wohnstrategie sowie ein Legislaturziel um. Für das auf drei Jahre befristete Projekt (Mai 2019 bis Ende April 2022) hat die Stadt im Budget 2019 100’000 Franken eingestellt. Im Integrierten Aufgaben- und Finanzplan (IAFP) sind für die Jahre 2020 bis 2022 je 200’000 Franken eingestellt.
Das Projekt Betreuungsgutsprachen wird in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Bern durchgeführt, welche im Auftrag der Stadt die Bedarfsabklärung bei Interessierten durchführt. Die Berner Fachhochschule begleitet und untersucht das Projekt wissenschaftlich. Die Unterfinanzierung von Betreuung im Alter ist schweizweit ein Thema und die Erkenntnisse des Projektes sollen sowohl in die eidgenössischen als auch die kantonalen politischen Diskussionen einfliessen. Die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern unterstützt das Projekt und wird dieses auch inhaltlich begleiten.
Projektstart im Mai
AHV-Rentnerinnen und Rentner mit Wohnsitz in der Stadt Bern, welche Unterstützungsdienstleistungen benötigen und dies nicht selber finanzieren können, können sich ab Mai bei der Pro Senectute für eine Bedarfsabklärung anmelden. Das Anmeldeformular und detaillierte Informationen sind auf der Website www.bern.ch/betreuungsgutsprachen zu finden. Auskünfte erteilt telefonisch auch das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern, Kompetenzzentrum Alter, Telefon 031 321 63 11.