Europäische Denkmaltage: Bondelihaus Bern
Ursprünglich als bescheidene Sommerlaube in einem Rebberg erstellt, wandelte sich das sogenannte Bondelihaus am Münzrain 3 in Bern in den letzten 460 Jahren zu einem herrschaftlichen Anwesen. Im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die über Jahrhunderte währende Baugeschichte und die Entdeckungen aus der aktuellen Gesamtsanierung – ganz im Sinne des diesjährigen Mottos der Denkmaltage: Weiterbauen.
Weiterbauen. Unter diesem Titel finden dieses Jahr die 27. Europäischen Tage des Denkmals statt und unter diesem Titel ist auch die aktuelle Sanierung der Liegenschaft Münzrain 3 zu verstehen. In sieben grösseren Bauphasen wandelte sich das Gebäude vom Rebhaus zur Vorstadtvilla. In 460 Jahren kannte das Gebäude zahlreiche Besitzer, die alle ihren Beitrag zur heutigen Gestalt des Hauses geleistet haben. Seit 1941 befindet sich das Bondelihaus – der Name geht zurück auf die Berner Patrizierfamilie Bondeli – im Eigentum der Stadt Bern und wird nun zum ersten Mal gesamthaft saniert. Nach Abschluss der Arbeiten werden fünf Wohnungen zur Vermietung bereit stehen.
Das geheimnisvolle Götterzimmer
Der spannendste Raum im Bondlihaus ist sicher das sogenannte «Götterzimmer». Die derzeitige Sanierung brachte neue Erkenntnisse über dessen ursprüngliche Ausstattung zutage: Eine mit grünen Ranken bemalte Decke passt zu der frühbarocken Wandmalerei. Diese Raumfassung wurde allerdings bereits kurze Zeit nach ihrer Entstehung um 1689 mit einem Täfer überdeckt. Das aufwändig bemalte Grisaille-Täfer zeigt Figuren aus der Skulpturensammlung des Sonnenkönigs Louis XIV. Diese Ausstattung lässt den hohen Anspruch des damaligen Besitzers erahnen, ein eigenes Petit Versailles nach Bern zu bringen. Im Rahmen der aktuellen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass dieses sogenannte «Göttertäfer», das sich jahrelang im Schloss Oberhofen befand und dessen Herkunft lange falsch angenommen wurde, tatsächlich aus diesem Raum stammt. Gleichzeitig mit dem Einbau des «Göttertäfers» um 1700 wurde auch die Decke des Raums überfasst und zeigt seither ein Rankenmuster auf auffällig blauem Hintergrund. Die damals verwendete blaue Farbe war sehr kostbar, ist aber heute eine konservatorische Herausforderung. Nach der komplexen Restaurierung wird die Decke dem Raum wieder einen Teil seiner ursprünglichen Ausstrahlung zurückgeben.
Der Film
Da in diesem Jahr die Teilnehmendenzahl für die Führungen wegen Corona beschränkt werden muss, hat die Denkmalpflege der Stadt Bern einen Film über das Gebäude erstellt. Wer nicht an einer Führung teilnehmen kann, hat trotzdem die Möglichkeit auf interessante Einblicke in die Baugeschichte, die Arbeit der Architekten und der Restauratoren sowie in die Rolle der Denkmalpflege. Der Film ist ab dem 12. September 2020 über www.bern.ch/denkmalpflege abrufbar.
Hereinspaziert: Öffentliche Führungen an den Europäischen Denkmaltagen
Mit Führungen und Veranstaltungen unter dem Titel «Weiterbauen» bringen die Europäischen Tage des Denkmals der Bevölkerung das baukulturelle Erbe der Schweiz näher. Denkmalpflege, Bauherrschaft, Architektin und Restaurator führen Interessierte durch das Bondelihaus und stellen Ihnen seine wechselvolle Geschichte vor. Die Besichtigungen des Bondelihauses finden am Samstag, 12. September 2020, statt. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ist die Teilnehmerzahl beschränkt und eine Anmeldung zwingend nötig. Melden Sie sich unter denkmalpflege@bern.ch an – noch hat es wenige Plätze frei.
Weitere Informationen und Film unter www.bern.ch/denkmalpflege
Informationen zu allen Führungen und Exkursionen im Rahmen der Europäischen Tagen des Denkmals finden Sie unter www.hereinspaziert.ch.