Erzählte Geschichte: 60 Jahre Informatik in der Stadt Bern
Informatik Stadt Bern feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Im Rahmen des Oral-History-Projekts «Digitaler Wandel in der Arbeitswelt» veröffentlicht das Stadtarchiv Bern fünf Kurzvideos mit Interviews von zwei ehemaligen leitenden Angestellten der städtischen Informatik. Diese schildern ihre persönlichen Eindrücke über die fortschreitende Digitalisierung der Verwaltungstätigkeit seit der Gründung des Datenverarbeitungsdienstes des Elektrizitätswerks der Stadt Bern (EWB) im Jahr 1964.
Seit 60 Jahren prägt die Informatik die Arbeitsweise der Berner Stadtverwaltung. Ausgangspunkt des digitalen Wandels war im Jahr 1964 die Gründung des Datenverarbeitungsdienstes des damals noch in die Stadtverwaltung integrierten Elektrizitätswerks der Stadt Bern (EWB). Sechs Jahrzehnte später hat die Digitalisierung Einzug in fast alle Arbeitsbereiche der Verwaltung gehalten. Im Rahmen eines Oral-History-Projektes blickt das Stadtarchiv im Rahmen von Video-Interviews mit zwei ehemaligen Führungspersonen auf die Anfänge und Folgen dieser Entwicklung zurück.
Ehemalige Mitarbeitende erzählen
Robert Etter startete 1964 als Chefprogrammierer und war danach als Stellvertreter des Leiters des Datenverarbeitungsdienstes für die Stadt tätig. 1994 wurde er pensioniert. Als er seine Stelle antrat, nahm das damalige Elektrizitätswerk der Stadt Bern (EWB) das erste Datenverarbeitungssystem in Betrieb. Datenträger waren Lochkarten mit 12 Zeilen und 80 Spalten. Über das erste städtische EDV-System wurden Energieabrechnungen und Löhne verwaltet. Robert Etter hatte sich bereits vor seiner Anstellung bei der Stadt in einer privaten Firma als Lohnbuchhalter betätigt. Dies ermöglichte es ihm, erste Kenntnisse bei der Verarbeitung von Lochkarten zu erwerben.
Luciano Bergamin war zwischen 1985 und 2023 während 38 Jahren bei den Informatikdiensten der Stadt Bern angestellt (heute: Informatik Stadt Bern IBE). Seit 2009 stand er der Informatik als Leiter vor. Als er seine Arbeit als Softwareentwickler bei der Abteilung für Datenverarbeitung begann, zählte diese rund 30 Mitarbeitende. Am zentralen Grossrechner angeschlossen waren gerade einmal 110 «Datenstationen». Heute betreuen rund 85 Mitarbeitende bei Informatik Stadt Bern gegen 3000 Computerarbeitsplätze in der Stadtverwaltung und rund 8500 Tablets in den Schulen.
Anekdoten von der digitalen Wende
Gemeinsam decken Luciano Bergamin und Robert Etter rund 60 Jahre Datenverarbeitung und Informatik in der Berner Stadtverwaltung ab. Sie haben den rasanten technischen Fortschritt von den Lochkarten bis zur Cloud hautnah miterlebt. In den Kurzvideos à vier bis fünf Minuten erzählen sie von den Anfängen der Datenverarbeitung in der Stadt Bern, vom Ausbau, der mit dem Frauenstimmrecht 1971 kam, und von der Ablösung der Grossrechnertechnologie durch PCs. Mitte der 1990er-Jahre folgten die Einführung des Internets und die Nutzung von E-Mail als neue Kommunikationsform. Ebenso zur Sprache kommen Themen wie der Frauenanteil in der IT und Cybersecurity sowie besondere Ereignisse wie der angebliche «Millennium-Bug» zum Jahreswechsel 1999/2000 oder die Einführung von Homeoffice für die Mitarbeitenden während der Pandemie.
Die Videos können auf der Webseite des Stadtarchivs eingesehen werden.
Fotorecherche mit Hilfe von künstlicher Intelligenz
Der digitale Wandel verändert auch das Durchsuchen historischer Fotobestände des Stadtarchivs. Neu können mittels künstlicher Intelligenz rund 8000 digitalisierte Fotos nach Suchbegriffen wie «Bären», «Auto» oder «Personen im Schnee» sortiert und am Bildschirm angezeigt werden (https://stadtbern.archipanion.com). Darüber hinaus lässt sich nach ähnlichen Bildinhalten oder nach Texten suchen, die auf den Fotos zu erkennen sind (z.B. Werbeanschriften an Hausfassaden oder Fahrzeugen). Neben der erleichterten Inhaltserschliessung von Multimedia Sammlungen eröffnet die Digitalisierung dem Publikum erweiterte Zugriffsmöglichkeiten. So sollen in Zukunft auch die umfangreichen Fotobestände des Pressebildarchivs der Tageszeitung «Der Bund» (ca. 1960-2003) und des Fotografen Hansueli Trachsel (1951-2019) online zugänglich gemacht werden.