Die Schulinformatik base4kids2 wird neu strukturiert
Die Schulinformatikplattform base4kids2 funktioniert trotz Nachbesserungen noch nicht zufriedenstellend. Es braucht eine Neustrukturierung, und zwar in Sachen IT wie auch personell und organisatorisch. Dies zeigt ein externer Bericht, den die Direktion für Bildung, Soziales und Sport in Auftrag gegeben hat. Gestützt darauf hat der Gemeinderat Sofortmassnahmen beschlossen.
«Wir brauchen und wollen eine funktionierende Lehr- und Lernplattform für unsere Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler», sagte Gemeinderätin Franziska Teuscher an der heutigen Medienkonferenz zu der vom Gemeinderat beschlossenen Neustrukturierung der Schulinformatik base4kids2. «Wir geben jetzt entschlossen Gegensteuer, damit unser Hightech-Schiff seetüchtig wird», so die Bildungsdirektorin. Es brauche kein neues Schiff, sondern es müsse eine entschiedene Kurskorrektur eingeleitet werden. Dies sei für sie die wichtigste Erkenntnis aus dem Analysebericht der beauftragten externen IT-Firma.
Bericht zeigt Mängel in der Umsetzung
Die Stadt Bern hat mit dem Wechsel von base4kids1 zu base4kids2 einen eigentlichen Quantensprung initiiert und den zur Umsetzung des Lehrplans 21 notwendigen Digitalisierungsschub der Volksschule eingeleitet.
Doch die neue Schulinformatikplattform funktionierte nach der Einführung im Herbst 2019 nur ungenügend. Nachdem die Mängel und Dysfunktionen trotz Nachbesserungen bis zum Sommer 2020 nicht behoben waren, beauftragte die Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS) im August eine spezialisierte IT-Firma mit einer Analyse zu base4kids2. Der Auftrag umfasste die Bestimmung von Fehlerquellen und die Abgabe von Verbesserungsempfehlungen.
In ihrem Schlussbericht vom 29. Oktober 2020 hält die Firma fest, dass der Kern der Lösung von base4kids2 sowie die gewählte Hardware zielführend und die getätigten Investitionen daher gesichert seien. Die Umsetzung und die damit verbundene Nutzerfreundlichkeit werden hingegen als ungenügend eingestuft: So sind die programmierten Applikationen teils instabil und fehlerhaft. Die Anforderungen aus dem pädagogisch-didaktischen Konzept wurden nicht oder erst verzögert in die Ziele des Aufgabenkatalogs integriert. Namentlich wurde die im Konzept mehrfach erwähnte intuitive Lösung stark vernachlässigt, was in der Folge zu der geringen Akzeptanz führte. Auch ortet die IT-Firma eine «zur grosse Distanz zu den Bedürfnissen der Schulen» und empfiehlt, die Weiterverwendung eines Open-Source-Systems zu überdenken. Insgesamt wird im Bericht eine Neustrukturierung des Projekts mit einer personellen Erneuerung, Veränderungen in der IT-Architektur sowie einem neuen Projektnamen empfohlen.
Sofortmassnahmen beschlossen
Der Gemeinderat leitet die Neustrukturierung mit folgenden Sofortmassnahmen ein:
- Externe Projektleitung: Es wird bis zum Projektabschluss eine externe Projektleitung installiert.
- Anpassung der Projektorganisation: Die bisherige Projektorganisation wird angepasst. Die Stadt erweitert diese mit Vertretungen von Digital Stadt Bern und dem Generalsekretariat der Direktion BSS.
- Schulamt: Im Schulamt wird die Stelle eines/einer Plattform- und Applikationsverantwortlichen noch im Dezember ausgeschrieben. Es hat sich gezeigt, dass das Schulamt für die Leitung eines Informatik-Projekts von dieser Dimension nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügt.
- Partizipation: Unter dem Vorsitz des geschäftsführenden Schulleiters im Schulkreis Breitenrain-Lorraine wird ein Team «Praxis» gebildet, das sich aus Vertretungen der Schulleitungen und Spezialist/innen für Medien und Informatik (SMI) zusammensetzt. Der Schulleiter stellt sich als Kontaktstelle zu den Schulen und als Prüfer der Praxistauglichkeit der geplanten Umsetzungsmassnahmen zur Verfügung.
- Information der Kommissionen SBK und AK: Der Gemeinderat schlägt vor, dass die Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) und die Aufsichtskommission (AK) regelmässig über die Neustrukturierung des Projekts, über zentrale Themen und über den Projektstand informiert werden.
- Rechtliche Abklärungen: Das Projekt soll von der Auftragsvergabe bis zur jetzigen Umsetzung von einer externen Anwaltskanzlei überprüft werden.
- Kommunikation: Die Kommunikation betreffend die weiteren Schritte im Projekt base4kids2 wird transparent und regelmässig erfolgen, insbesondere um den entstandenen Vertrauensverlust bei den Lehrpersonen aufzuarbeiten.
Der Gemeinderat ist zuversichtlich, mit den beschlossenen Massnahmen die Schulinformatik base4kids2 auf Kurs zu bringen und das Vertrauen der Lehrpersonen zurückzugewinnen.
Kostenfolgen machen Nachkredit nötig
Die Neustrukturierung mit den Massnahmen zur Verbesserung der Stabilität und Benutzerfreundlichkeit sowie den Ersatz einzelner Applikationen wird Mehrkosten gegenüber dem beschlossenen Investitionskredit von 12,1 Millionen Franken verursachen. Im externen Analysebericht werden keine Angaben zu den zu erwartenden Kosten der einzelnen Massnahmen gemacht, da es noch zu viele Unbekannte und Abhängigkeiten gäbe. Sobald die Kosten der Sofortmassnahmen sowie der gesamten Neustrukturierung beziffert werden können, wird der Gemeinderat dem Stadtrat einen Nachkredit zum Investitionskredit beantragen. Dies wird aus heutiger Sicht im ersten Quartal 2021 der Fall sein.
Von base4kids zu base4kids2
Seit 2008 arbeiteten die Volksschulen der Stadt Bern mit der Schulinformatikplattform base4kids. 2018 beantragte der Gemeinderat im Einklang mit dem Lehrplan 21 den Ersatz von base4kids durch base4kids2. Der Stadtrat bewilligte in der Folge einen Investitionskredit von 12,1 Millionen sowie einen Verpflichtungskredit von 12,4 Millionen Franken für die Betriebsfolgekosten während fünf Jahren. Der Stadtrat beschloss zudem, dass Open-Source-Lösungen wo immer möglich zu bevorzugen sind. In der Volksabstimmung vom 25. November 2018 wurde die Vorlage mit 80,8 Prozeht angenommen. Im Herbst 2019 erfolgte das «Go live» der neuen Digitalplattform.