Die Stadt Bern hat Anfang 2020 erstmals eine systematische Sprachstanderhebung durchgeführt. Mit einem bewährten Elternfragebogen der Universität Basel konnten bei 67 Prozent der zweieinhalb- bis dreieinhalbjährigen Kinder die Deutschkenntnisse erfasst werden. 922 von 1380 angeschriebene Eltern haben den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt.

«Dass auf diesem Weg Dreiviertel der Kinder, die vor dem Kindergarteneintritt stehen und sprachlichen Förderbedarf haben, in eine Kita oder Spielgruppe vermittelt werden konnten, freut mich sehr», sagt Bildungsdirektorin Franziska Teuscher. Das gezielte Frühförderangebot für alle Kinder leiste einen zentralen Beitrag zur Erhöhung der Chancengerechtigkeit in der Bildung.

Verbesserung des Zugangs zu familienexternen Förderangeboten

Bei einem Viertel der Kinder, deren Eltern den Fragebogen ausgefüllt habe, wurde ein Förderbedarf in der deutschen Sprache festgestellt. Diese 236 – nicht nur fremdsprachigen – Kinder wollte der Gesundheitsdienst mit Förderangebot erreichen. 60 Prozent (136) davon besuchen bereits eine Kita oder eine Spielgruppe. Für die weiteren 100 Kinder galt es, ein ausserfamiliäres Förderangebot zu finden. Primano-Mitarbeitende haben die Eltern engmaschig bei der Suche eines Kita- oder Spielgruppeplatzes unterstützt. Zwischen April und August wurden zahlreiche persönliche und telefonische Gespräche mit den Familien und familienergänzenden Institutionen geführt. Informationslücken und administrative Schwierigkeiten seitens der Eltern konnten auf diese Weise abgebaut werden.

Kinder verbringen mehr Zeit in den Spielgruppen

Mit einer Anpassung im Leistungsvertrag zwischen dem Gesundheitsdienst und der Fach- und Kontaktstelle Spielgruppen wurde die Besuchs- und damit Förderungsdauer in den Spielgruppen erhöht. Diese Anpassung erfolgte, damit finanzielle Zugangsschranken bei Familien abgebaut werden konnten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass das Angebot genutzt wird: Innerhalb eines Jahres erhöhte sich die Anzahl der Kinder, die die Spielgruppe dreimal pro Woche besuchen, deutlich. Im August 2019 besuchten fünf Prozent von 80 Kindern dreimal pro Woche die Spielgruppe, im August 2020 waren es 25 Prozent von 113 Kindern.

Qualität der Angebote wurde erhöht

Das Sichern der Angebotsqualität ist ein weiterer wichtiger Punkt im Frühförderprogramm. Denn es hat sich gezeigt hat, dass die Hälfte der Spielgruppen mit Gruppen arbeiten, in denen für mehr als 50 Prozent der Kindern Deutsch die Zweitsprache ist. Seit Februar 2020 profitieren deshalb alle Spielgruppenkinder von einer zweiten qualifizierten Leitungsperson. Die Spielgruppenleitungen werden mittels Fortbildungen und Coaching für die Aufgabe der individuellen Sprachförderung unterstützt.

Im Januar 2021 startet der zweite Durchgang

Das Angebot «Deutsch lernen vor dem Kindergarten» wird im Jahr 2021 in die zweite Runde starten. Alle Eltern mit Wohnsitz Stadt Bern, deren Kinder zwischen dem 1. August 2017 und dem 31. Juli 2018 geboren wurden, erhalten im Januar 2021 den online-Zugang zum Fragebogen sowie eine weiterführende Elternbroschüre. Es ist geplant, das Angebot in Kooperation mit der PH Bern zu evaluieren.

Weitere Informationen unter www.primano.ch