Der Sozialpreis 2022 geht an Rahab und vier Quartierprojekte
Der «Berner Sozialpreis freiwillig.engagiert» wird jedes Jahr am Tag der Freiwilligen verliehen, um deren Beitrag an die Gesellschaft zu würdigen. Dieses Jahr werden mit 10'000 Franken die Freiwilligen des Projekts Rahab der Heilsarmee Bern, die Prostituierte begleiten, ausgezeichnet. Jeweils 2500 Franken erhalten Freiwillige, die sich in ihren Quartieren engagieren: im Living Room im Spitalacker, in der Lo Snag Bar in der Aaregg, im Verein am See beim Egelsee und für «schwul60plusminus» im Marzili.
Im Rahmen von Rahab besucht und begleitet ein Team von aktuell zwölf Freiwilligen, welches von vier Sozialarbeitenden unterstützt wird, Sexarbeiterinnen: Das Projekt überzeugt die Jury, weil mit einem breiten Ansatz ein Umgang mit einem Thema gesucht wird, das gesamtgesellschaftlich diskutiert wird und dem mit unterschiedlichen Ansätzen begegnet werden kann. Die Projektarbeit will das mit einer offenen Beratungsstelle, aufsuchender Sozialarbeit und einer Ausstiegsbegleitung für diejenigen Sexarbeiter*innen, die das wünschen, erreichen.
Das Team wendet sich damit einer besonders vulnerablen Zielgruppe zu – einer Zielgruppe, die durch Corona einem verstärkten Armutsrisiko ausgesetzt ist und sich davon noch nicht erholt hat. «Die Freiwilligen suchen die Sexarbeiter*innen auf, bieten ihnen Unterstützung an und vernetzen sie mit Beratungsstellen», betont Gemeinderätin Franziska Teuscher. «Damit gehen sie deren Marginalisierung an und leisten einen Beitrag zur Armutsbekämpfung.»
Engagement im Quartier
Die zweite Hälfte der Gewinnsumme teilen sich vier Initiativen, in deren Rahmen sich Freiwillige in ihrem Quartier engagieren, um Orte der Begegnung zu schaffen, die die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen und das soziale Netzwerk zu stärken.
Im Spitalackerquartier stellt der Living Room einen Treffpunkt dar, der den Dialog zwischen Künstler*innen, Aktivist*innen und der Nachbarschaft ermöglicht. Die Freiwilligen, die dort aktiv sind, engagieren sich gegen Rassismus, für soziale Teilhabe, Kultur und Bildung und beherbergt auch ein Atelier, eine Bibliothek und einen Arbeitsbereich.
Die Lo Snag Bar ist in der Aaregg zuhause. In diesem Stadtquartier betreibt die Familie Voggel mit freiwilligem Engagement einen Quartiertreff mit einer Bar mit Bühne, in der auch Kulturanlässe stattfinden. Der niederschwellige, offene «Treff Tisch» oder Quartierfeste fördern eine gute Nachbarschaft.
Der Verein am See ist Träger der Zwischennutzung im ehemaligen Entsorgungshof und auf dem Vorplatz am Egelsee im Stadtteil Kirchenfeld-Schosshalde. Die im Verein engagierten Freiwilligen bieten einen Ort für Kultur und Begegnung und für urban gardening. Sie organisieren verschiedene Anlässe wie beispielsweise Flohmärkte oder Konzerte.
Gegen Isolation
Bei «schwul60plusminus» von hab queer bern stehen die Hilfe zur Selbsthilfe und die Vernetzung im Zentrum. Alle 14 Tage treffen sich ältere Schwule und queere Menschen im Marziliquartier, um der Isolation vorzubeugen und Themen des Altwerdens aktiv anzugehen. Das Projekt bietet damit, wie auch der Living Room, einen Rückzugsraum oder einen safe space.
Alle Projekte, die ausgezeichnet worden sind, stehen für das grosse und vielfältige freiwillige Engagement in der Stadt Bern und tragen somit zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zur Diskriminierungsfreiheit sowie zur sozialen und kulturellen Teilhabe bei. «Sie passen damit wunderbar zu den Zielen des Gemeinderats der Stadt Bern 2021-2024, die den Titel Stadt der Nachbarschaften tragen und bei deren Umsetzung die Stadt Bern eine chancengerechte, diskriminierungsfreie Stadt von höchster Lebensqualität für alle als Ziel hat», begründet Franziska Teuscher die Auszeichnungen.
Preisverleihung in der Schule für Gestaltung Bern
Die Preise sind den Gewinner*innen an einer Verleihung in der Schule für Gestaltung übergeben worden. Die Sozialdirektorin bedankt sich jedoch bei allen 25 Bewerber*innen für ihr Engagement. «Der Sozialpreis ist ein Zeichen des Dankes an alle Menschen, die sich in Bern freiwillig engagieren», unterstreicht sie. Auch dank den Freiwilligen sei Bern, was es sei: eine solidarische, vielfältige und engagierte Stadt.
«Berner Sozialpreis 2022 freiwillig.engagiert»
Der «Sozialpreis freiwillig.engagiert» ist mit 20’000 Franken dotiert und wird jedes Jahr von der Warlomont-Anger-Stiftung und der Stadt Bern vergeben. Eine Jury unter dem Vorsitz von Gemeinderätin Franziska Teuscher bestimmt die Gewinner*innen. Bedingung für die Bewerbung um den Sozialpreis: Die Arbeit muss ohne Entlöhnung geleistet werden (mit Ausnahme von Spesen) und das Engagement muss über längere Zeit erfolgen. Weitere Informationen zum Sozialpreis der Stadt Bern: www.bern.ch/sozialpreis.