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20. Mai 2021 | Gemeinderat, Direktionen

Corona und Sozialhilfe: Informationen für Menschen in Not

Die Corona-Pandemie trifft viele Menschen hart. Armut und Existenzängste haben zugenommen. Viele Betroffene verzichten aber trotz ihrer Notlage auf den Bezug von Sozialhilfe. Dies oft, weil sie negative Folgen befürchten, beispielsweise den Verlust der Aufenthaltsbewilligung. Mit einem neuen Faltblatt will das Sozialamt der Stadt Bern die Bevölkerung besser informieren und Ängste ab-bauen. Die Informationen sind in einfacher Sprache gehalten und in elf Sprachen übersetzt worden.

Die Corona-Krise fördert die Armut. Viele haben ihre Arbeit verloren und leiden unter Einkommensverlusten. Besonders betroffen sind Personen, welche bereits vor der Pandemie mit wenig Mitteln auskommen mussten. «Einige von ihnen erhalten wenig oder keinen Schutz durch Sozialversicherungen. Sie haben ihre privaten Reserven aufgebraucht und befinden sich inzwischen in einer existenziellen Notlage», hielt Gemeinderätin Franziska Teuscher an einer Medienkonferenz vom Donnerstag fest. Obwohl das Geld für Essen, Miete und Krankenkasse fehle, verzichteten Betroffene oft auf eine Anmeldung beim Sozialdienst und gingen zu privaten und kirchlichen Hilfsangeboten. «Die Nachfrage bei diesen Stellen war noch nie so gross wie heute», sagte die Sozialdirektorin.

Verdeckte Armut und Nichtbezug von Sozialhilfe

Das Meiden der öffentlichen Sozialhilfe hat verschiedene Gründe. Teilweise spielen Schamgefühle, fehlendes Wissen oder falsche Informationen eine Rolle. Oft geben aber die negativen Folgen, die mit dem Bezug von Sozialhilfe verbunden sein können, den Ausschlag. Konkret haben viele Angst, wegen der Verschärfungen im Ausländerrecht ihre Aufenthaltsbewilligung zu verlieren.

«Diese Entwicklung ist nicht neu. Diverse Studien zeigen, dass es schon länger eine relevante Nichtbezugsquote bei der Sozialhilfe gibt», sagte Claudia Hänzi, Leiterin Sozialamt. «Es leben deutlich mehr Menschen in Armut als statistisch ausgewiesen sind.» Die Verschärfungen bei den Sanktionen, bei der Rückzahlungspflicht und vor allem im Ausländerrecht hätten die Hürde zur Sozialhilfe deutlich erhöht. Dadurch seien faktische Lücken in der sozialen Sicherheit entstanden. «Menschen, darunter auch Eltern mit Kindern, nehmen prekäre Lebensverhältnisse in Kauf, weil sie behördlicher Hilfe misstrauen. Die Corona-Krise zeigt nun das Ausmass des Problems», so Claudia Hänzi.

Der Gemeinderat der Stadt Bern hat sich bereits im vergangenen Juli besorgt darüber gezeigt, dass viele Menschen in Not das Sozialamt meiden und auf Hilfe verzichten. Er hat dabei auch die Haltung vertreten, dass der Bezug von Sozialhilfe wegen Corona bei ausländerrechtlichen Gesuchsprüfungen nicht zu einem Nachteil führen soll. Deshalb werden in der Stadt Bern sorgfältige Einzelfallprüfungen vorgenommen, um Härtefälle zu vermeiden. «Leider ist diese Botschaft noch zu wenig in der Bevölkerung angekommen», sagte Franziska Teuscher.

Informationen zur Sozialhilfe in einfacher Sprache

Deshalb soll die breite Bevölkerung über das Thema Sozialhilfe und Corona noch besser informiert werden. Dafür wurde vom Sozialamt das Faltblatt «Haben Sie Probleme wegen Corona? Informationen zur Sozialhilfe in einfacher Sprache» erarbeitet. Sie wird vom Sozialamt herausgegeben und ist in Zusammenarbeit mit dem Bereich Einwohnerdienste, Migration und Fremdenpolizei (EMF) sowie der Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen (FMR) entstanden. Angestossen wurde die Idee durch den runden Tisch «Corona und Armut». Dieser wurde von der Direktion für Bildung Sport und Soziales ins Leben gerufen. Er dient dem Dialog zur Armutsentwicklung wegen Corona und der Suche nach Lösung in der Bewältigung der Krise.

Das Faltblatt informiert kurz und knapp über Rechte und Pflichten in der Sozialhilfe, wo und wie man sie beantragt und welchen Einfluss der Bezug auf den Aufenthaltsstatus hat. Sie enthält weiter Adressen von Institutionen und Beratungsstellen, an die sich Betroffene in einer Notlage wenden können. Betroffene sollen motiviert werden, Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich beraten zu lassen. Damit möglichst viele Menschen die Inhalte gut verstehen, ist die Broschüre in einfacher Sprache verfasst und in elf Sprachen übersetzt. Sie sind auch als Download verfügbar: www.bern.ch/themen/gesundheit-alter-und-soziales/sozialhilfe/corona-und-sozialhilfe

Ziel dieser Informationskampagne ist es, Ängste und Unsicherheiten abzubauen und den Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt Bern aufzuzeigen, dass Sie ein Recht auf Hilfe in Notlagen haben und dieses auch wahrnehmen sollen.

Direktion für Bildung, Soziales und Sport

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