«Städte für Menschen»
Bilanz zum Besuch von Stadtplaner Jan Gehl in Bern
Am 17. und 18. August weilte der dänische Architekt und Stadtplaner Jan Gehl in Bern. Er tauschte sich bei seinem Arbeitsbesuch mit Gemeinderatsmitgliedern und Fachpersonen aus der Stadtverwaltung aus und machte sich ein Bild von Bern. Gemeinsam mit Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Gemeinderätin Ursula Wyss zog Jan Gehl am Dienstag vor den Medien Bilanz zu seinem Besuch in Bern.
Jan Gehl ist einer der bedeutendsten und einflussreichsten Architekten und Stadtplaner unserer Zeit. Er hinterlässt seit über 40 Jahren mit der Neu- und Umgestaltung von Plätzen, Strassen und Stadtvierteln seine Spuren in zahlreichen Grossstädten auf der ganzen Welt. Bei seinem zweitägigen Arbeitsbesuch in Bern machte der dänische Stadtplaner auf den wichtigsten Grundsatz bei seiner Arbeit aufmerksam, «Stadtplanung nach menschlichem Mass»: Der Stadtraum muss mit der Geschwindigkeit von Fussgängerinnen und Fussgängern erlebt werden. In seinem aktuellen Buch «Städte für Menschen» präsentiert Jan Gehl seine Arbeit im Bereich Neubau sowie der Umgestaltung städtischer Räume und Verkehrsflächen.
Austausch mit Fachleuten
Gemeinsam mit Vertretern der Stadtregierung und der Stadtverwaltung schaute sich Jan Gehl die Bundesstadt bei zwei ausgedehnten Stadtspaziergängen genauer an und machte sich ein Bild der Gegebenheiten in Bern. Am öffentlichen Anlass vom 17. August in der GIBB-Aula in Bern referierte er zum Thema «Städte für Menschen». An einem Empfang im Erlacherhof tauschte er sich intensiv mit verschiedenen Fachleuten aus der Stadtverwaltung und mit Gemeinderatsmitgliedern aus. Jan Gehl war auf Einladung der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün in Bern zu Gast.
Erfreut zeigte sich Jan Gehl über den guten «Spirit», der unter den verantwortlichen Berner Planerinnen und Planern herrscht. Dies sei eine gute Grundlage, um Bern weiterzubringen auf dem Weg zu einer Stadt, in der der Mensch den Massstab bildet. Auf die Verkehrssituation in der Berner Altstadt angesprochen, stellte er fest, dass sich die Fussgänger den Platz zu stark mit dem übrigen Verkehr teilen müssen. Gehl ermutigte die Stadt, weniger Kompromisse zulasten der Fussgänger und der Velofahrer zu machen. Im Zusammenhang mit der von der Stadt initiierten Velo-Offensive führte er aus, wie wichtig durchgängige und sichere Velorouten sind, um den Veloverkehr zu fördern. Verbesserungspotenzial sieht Gehl in dieser Hinsicht beispielsweise bei der Verkehrsführung auf der Lorrainebrücke. Beeindruckt zeigte sich Gehl vom zurzeit stattfindenden Labor «NEUstadt-lab» auf der Schützenmatte. Das Labor sei vorbildlich dafür, wie die neue Nutzung eines Platzes zusammen mit der der Bevölkerung angegangen werden könne.
Kritischer Blick auf Stadtentwicklung in Bern
Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Gemeinderätin Ursula Wyss zeigten sich über den Besuch des international renommierten Architekten und Städteplaners in Bern sehr erfreut. «Die gemeinsamen Gespräche mit Jan Gehl waren inspirierend. Uns freuen seine positiven Einschätzungen zu unserer Stadt. Dort wo er kritische Bemerkungen gemacht hat, fühlen wir uns in unserem Engagement für eine lebendige Stadt mit Plätzen und Orten der Begegnung bestätigt. Wir wollen seine kritischen Rückmeldungen bei unseren weiteren Aktivitäten berücksichtigen», sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät vor den Medien. Gemeinderätin Ursula Wyss betonte, dass Jan Gehl sie mit seinen Aussagen in ihrem verkehrspolitischen Wirken bestätige: «Wenn wir in der Stadt Bern noch stärker auf den öffentlichen Verkehr sowie den Fuss- und Veloverkehr setzen, dann kommen wir einer wohnlichen Stadt für Menschen im Sinne Jan Gehls noch näher als heute. Das ist wichtig, denn eine Stadt gehört ihren Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie sollen sich in ihr wohl und willkommen fühlen.»