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5. Juli 2022 | Gemeinderat, Direktionen

Betreuung im Alter: Betreuungsgutsprachen zeigen Wirkung

Senior*innen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen können seit 2019 in der Stadt Bern Unterstützungsbeiträge für Angebote wie Mahlzeiten- oder Besuchsdienste beantragen. Die Evaluation des dreijährigen Pilotprojekts zeigt, dass die Gutsprachen einen Beitrag zum Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit leisten und eine Lücke im Finanzierungssystem der Betreuung im Alter schliessen konnten. Das Projekt soll nun in ein Regelangebot überführt werden.

«Die Stadt Bern will mithelfen, den Wunsch vieler alter Menschen zu erfüllen, möglichst lange in der eigenen Wohnung und im vertrauten Quartier selbstbestimmt leben zu können. Das bedingt, dass sie Unterstützung und Betreuung erhalten und auch bezahlen können», sagte Sozialdirektorin Franziska Teuscher am Dienstag an einer Medienkonferenz. Hier setzte das Projekt Betreuungsgutsprachen im Alter an: Die Stadt Bern finanziert seit Mai 2019 verschiedene Unterstützungsangebote wie Notrufsysteme, Haushaltshilfen sowie Angebote, welche die soziale Teilhabe unterstützen und damit die Einsamkeit mindern.

Das Angebot richtet sich an Stadtberner*innen im AHV-Alter, die einen ausgewiesenen Betreuungsbedarf haben und deren Einkommen und Vermögen eine bestimmte Schwelle nicht überschreitet. Damit soll eine Finanzierungslücke im Alter geschlossen werden. Das Projekt Betreuungsgutsprachen wird in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Kanton Bern durchgeführt, welche im Auftrag der Stadt die Bedarfsabklärung bei Interessierten durchführt. Eine durch die «Age-Stiftung» finanzierte Begleitforschung des Pilotprojekts hat die Berner Fachhochschule (BFH) vorgenommen. Nun liegt der Schlussbericht vor.

Hohes Interesse – Niederschwelligkeit gegeben

Das breit bekannt gemachte Angebot der Betreuungsgutsprachen und das niederschwellige Anmeldeverfahren führte zu einer hohen Zahl von Interessierten und bestätigte damit einen entsprechenden Bedarf. Das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern (AVA) hatte sich zu Projektbeginn zum Ziel gesetzt, dass innert 36 Monaten rund 100 Bedarfsabklärungen und zirka 70 Kostengutsprachen erfolgen sollten. Tatsächlich eingegangen sind in den ausgewerteten 32 Monaten 149 Anmeldungen. Es wurden 118 Bedarfsabklärungen durchgeführt und 111 Kostengutgutsprachen bewilligt.

Das Pilotprojekt hat sich gut entwickelt und die Zielgruppe konnte besser als erwartet erreicht werden. Als positive Effekte sind der Erhalt von Lebensqualität und Selbständigkeit sowie die Verzögerung eines Heimeintritts festgestellt worden. Gleichzeitig können die ambulanten und stationären Pflegekosten dadurch teilweise reduziert werden. «Ich freue mich sehr über die positive Wirkung der Gutsprachen und hoffe, dass unser ‘Pionierprojekt’ Signalwirkung für andere Gemeinden in der Schweiz haben wird», hielt Gemeinderätin Franziska Teuscher fest.

Der Gemeinderat initiierte das Projekt, um eine kritische Lücke im Finanzierungssystem der Betreuung im Alter zu schliessen. Währenddem die Pflege im Alter über die Krankenversicherung und kantonale Beiträge finanziert wird, müssen Senior*innen die Betreuung und Unterstützung im Alltag aus der eigenen Tasche finanzieren. Ältere Menschen, die bezüglich der AHV, BVG und Ergänzungsleistungen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen leben, können sich diese Kosten, welche ihre Lebensqualität verbessern würden, jedoch oft nicht leisten. Mit den Betreuungsgutsprachen kann diese Lücke gezielt geschlossen werden.

Ziel: Überführung in ein Regelangebot

Für das auf drei Jahre befristete Projekt (Mai 2019 bis Ende April 2022) hatte die Stadt im Budget insgesamt 700’000 Franken eingestellt. Der Gemeinderat der Stadt Bern hat den Schlussbericht zur Kenntnis genommen und gleichzeitig die Direktion für Bildung, Soziales und Sport (BSS) beauftragt, das Altersreglement anzupassen, damit die Betreuungsgutsprachen künftig als Regelangebot geführt werden können. Der Stadtrat wird das Geschäft voraussichtlich im Herbst beraten.

Anmeldungsmöglichkeiten für Betreuungsgutsprachen

AHV-Rentner*innen mit Wohnsitz in der Stadt Bern, welche Unterstützungsdienstleistungen benötigen und diese auch mit Ergänzungsleistungen und anderen Sozialversicherungsleistungen nicht selber finanzieren können, können sich bei der Pro Senectute für eine Bedarfsabklärung anmelden. Das Anmeldeformular und detaillierte Informationen sind auf der Website www.bern.ch/betreuungsgutsprachen zu finden. Auskünfte erteilt telefonisch auch das Alters- und Versicherungsamt der Stadt Bern, Kompetenzzentrum Alter, Telefon 031 321 63 11.

Gemeinderat der Stadt Bern

Weitere Informationen.

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