Begleitstudie zur ersten Ganztagesschule abgeschlossen
Im Schuljahr 2018/19 eröffnete die Stadt Bern im Stöckacker ihre erste Ganztagesschule. Sie wurde in ihrem ersten Betriebsjahr von der Pädagogischen Hochschule Bern im Forschungsprojekt «Erfahrung Ganztagesschule» wissenschaftlich begleitet. Die Studie zeigt auf, wo noch Verbesserungen möglich sind und gibt Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung.
Die erste Ganztagesschule in der Stadt Bern nahm im Sommer 2018 im Stöckacker den Betrieb auf. Die Ganztagesschule setzt sich aus einer Basisstufe und einer Klasse des 2. Zyklus (3. bis 6. Klasse) zusammen. Das Schulmodell zeichnet sich in pädagogischer Hinsicht vor allem durch folgende Eigenschaften aus: Im Unterschied zur Tagesschule sind die Kinder in der Ganztagesschule an fixen Zeiten im gleichen Klassenverband mit den gleichen Lehr- und Betreuungspersonen zusammen. Die Beziehungsqualität soll sich so für Schülerinnen, Schüler und Erwachsene verbessern. Eine konstante Betreuung und die gemeinsame Verantwortung von Lehr- und Betreuungspersonen ermöglichen es, Stress und Hektik im Tagesablauf entgegenzuwirken. Die enge Zusammenarbeit soll sich positiv auf das Lernen der Kinder auswirken.
Um die anspruchsvolle Pionierarbeit auch wissenschaftlich zu begleiten, hat ein Forschungsteam der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) im Auftrag der Stadt die Ganztagesschule beobachtet und analysiert. In der Begleitstudie «Erfahrung Ganztagesschule» untersuchten die Forschenden der PHBern, welche Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen der Betreuung bestehen und welchen Einfluss die Einführung der Ganztagesschule auf die gesamte Organisation Schule hat.
Bildung und Betreuung eng verknüpft
Wichtigste Erkenntnis ist, dass die Einführung der Ganztagesschule von den Lehr- und Betreuungspersonen neue Formen der Zusammenarbeit erfordert, da Bildung und Betreuung stärker verzahnt sind. Kritisch wird von den Forschenden festgestellt, dass die Ganztagesschule im Einführungsjahr erst teilweise in die Gesamtorganisation des Schulstandorts Schwabgut / Stöckacker integriert werden konnte. Sie hat sich in ihrem ersten Jahr als «System im System» entwickelt und ist am Schulstandort wenig präsent. Die Zusammenarbeit richtet sich primär nach innen, hingegen gibt es noch kaum eine Zusammenarbeit und einen Austausch mit den weiteren Lehr- und Betreuungspersonen der Schule Schwabgut.
Ganztagesschule besser bekannt machen
Das Forschungsteam macht Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Ganztagesschule wie beispielsweise die Erarbeitung eines Kommunikationskonzepts, um die Ganztagesschule bei den Lehrpersonen, den Eltern am Schulstandort, im Schulkreis und in der gesamten Stadt besser bekannt zu machen. Zusätzlich müssen die Eltern besser über das Modell der Ganztagesschule informiert werden. Weiter ist die pädagogische Ausrichtung noch klarer in einem pädagogischen und organisatorischen Konzept herauszuarbeiten, um das Profil der Ganztagesschule in Abgrenzung zur Tagesschule stärker zu verdeutlichen. Konkrete Empfehlungen sind unter anderen:
- Die Mitbestimmungsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler sollen weiter gefördert und die Mitarbeitenden noch stärker in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.
- Für die bessere Kooperation im Team sollen mehr Möglichkeiten für Absprachen und Zusammenarbeit mit den Regelklassen geschaffen und genutzt werden.
Zwei neue Ganztagesschulen
Im kommenden Sommer starten zwei weitere Ganztagesschulen: Es sind dies die Ganztagesschule Bümpliz-Höhe im Schulkreis Bümpliz und die Ganztagesschule Spitalacker im Schulkreis Breitenrain-Lorraine. Die Resultate des von der Stadt und der PHBern gemeinsam finanzierten Forschungsprojektes geben Hinweise und Starthilfen für diese und weitere Ganztagesschulprojekte. Die PHBern wird die beiden neuen Ganztagesschulen in den nächsten beiden Jahren ebenfalls wissenschaftlich begleiten.