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24. März 2015 | Gemeinderat, Direktionen

Ausstellung im Kornhausforum

«Auf der Suche nach der eigenen Geschichte»

Der Umgang mit Heim- und Verdingkindern in der Schweiz rückte in den vergangenen Jahren ins öffentliche Bewusstsein. Die Stadt Bern beteiligt sich aktiv an der Aufarbeitung dieses leidvollen Kapitels Schweizer Geschichte. Im Stadtarchiv befinden sich rund 30'000 Dossiers der einstigen städtischen Fürsorgedirektion aus der Zeit von 1920 bis 1960. Den Akten kommt für Betroffene und Forschung grosse Bedeutung zu. Die Ausstellung «Auf der Suche nach der eigenen Geschichte – Fremdplatzierungen in Bern 1920-1960» präsentiert zwei dieser Dossiers in Fotografien, Akten und Interviews.

Viele einst fremdplatzierte Kinder sind bereits verstorben. Ihre Nachkommen machen sich in den Akten des Stadtarchivs auf die Suche nach der eigenen Geschichte. So auch zwei Töchter von einstigen Verding- und Heimkindern, deren Eltern von der sozialen Fürsorge der Stadt Bern unterstützt wurden. Ihre Lebensgeschichten dokumentiert die Ausstellung ausführlich. Den Behördenakten stellen die beiden Töchter ihre Sichtweise und Erinnerungen der Familie in Form von privaten Fotografien, persönlichen Gegenständen und filmisch dokumentierten Interviews gegenüber.

300 Laufmeter Akten
Die 30‘000 Fürsorgedossiers aus der Zeit zwischen 1920 und 1960 erstrecken sich im Stadtarchiv Bern über 300 Laufmeter Archivregale. Indem das Stadtarchiv eine Auswahl dieser Dossiers ordnet, konserviert und zugänglich macht, schafft es die Grundlage für die wissenschaftliche Auswertung und ermöglicht Betroffenen und deren Nachkommen Einblicke in die nicht selten leidvollen Lebensläufe. Denn nur anhand eines Aktenstudiums lässt sich herausfinden, welche Beweggründe die Behörden damals dazu veranlasst haben, Kinder nicht bei ihren Eltern aufwachsen zu lassen. Dank Öffentlichkeitsprinzip erhalten Betroffene und Forschende – unter Einhaltung der Bestimmungen des kantonalen Archiv- und Datenschutzgesetzes – Einsicht in Akten.

Fotos von Paul Senn und Walter Studer
Ergänzend zu den beiden Dossiers werden in der Ausstellung zwei fotografische Reihen der Berner Fotoreporter Paul Senn (1901-1953) und Walter Studer (1918-1986) gezeigt. Senns Verdingkinder-Aufnahmen aus den 1940er-Jahren gehören zu den herausragenden Dokumenten der Schweizer Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Walter Studer fotografierte in den 1950er-Jahren für Illustrierte und Zeitungen in Heimen. Heute sind seine Fotografien kaum mehr bekannt.

Podiumsdiskussion: Die Macht der Akten
Am Dienstag, 7. April 2015, findet um 19 Uhr eine Lesung und Podiumsdiskussion zum Thema «Die Macht der Akten» statt. Schriftsteller Lukas Hartmann und Regierungsrat Christoph Neuhaus lesen aus Akten der Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen. Bei der Podiumsdiskussion  – unter Leitung von Otto Hostettler (Beobachter) – diskutieren Persönlichkeiten wie Guido Fluri (Initiant Wiedergutmachungsinitiative), Lukas Hartmann (Schriftsteller), Christoph Neuhaus (Regierungsrat Kanton Bern) und Loretta Seglias (Historikerin) über die Wirkung und Bedeutung von Akten.

Ausstellung und Begleitveranstaltungen entstanden in Zusammenarbeit von Stadtarchiv und Kornhausforum Bern. Unterstützung erhielten sie von der Guido Fluri-Stiftung, dem Beobachter und dem Gemeinderat der Stadt Bern.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung im Kornhausforum dauert vom 25. März bis 25. April 2015 und ist jeweils von Dienstag bis Freitag, 10 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr offen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.bern.ch/stadtverwaltung/stadtkanzlei/stadtarchiv über den Link «Kornhausforum».

Beratung für Aktensuchende und Führungen im Stadtarchiv
Im Rahmen der Ausstellung beraten Mitarbeitende des Stadtarchivs an folgenden Daten Interessierte bei der Aktensuche: Freitag, 27.3., 12-13 Uhr; Donnerstag, 2.4., 12-13 Uhr; Mittwoch, 8.4., 17-18 Uhr; Freitag, 10.4., 12-13 Uhr; Dienstag, 14.4., 17-18 Uhr; Donnerstag, 16.4., 12-13 Uhr; Donnerstag, 23.4., 12-13 Uhr.

An zwei Führungen im Stadtarchiv besteht zudem die Möglichkeit, die 30‘000 Dossiers der Fürsorgedirektion und weitere Originalakten wie Vormundschaftsberichte oder Adoptionsdossiers zu sehen. Zudem erfahren Sie, wie das Stadtarchiv seine Akten ordnet, konserviert und elektronisch verzeichnet, damit ein besserer Zugang für Betroffene und Forschende geschaffen wird. Die Führungen finden am Donnerstag, 26. März, von 12 bis 13 Uhr und am Donnerstag, 9. April, von 18 bis 19 Uhr statt.  Anmeldung unter Telefon 031 321 62 40 oder per Mail unter stadtarchiv@bern.ch.

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