Gewalt bei Sportveranstaltungen: Sicherheitskosten: Der Aufwärtstrend ist gestoppt
Die Bemühungen zur Bekämpfung von Gewalt anlässlich von Sportanlässen in der Stadt Bern zeigen erste Wirkung: Der Aufwärtstrend bei den Sicherheitskosten konnte gestoppt werden. Noch ist das Ziel aber nicht erreicht: Das Polizeiaufgebot muss weiter gesenkt werden. Handlungsbedarf besteht zudem bei den Zutrittskontrollen und beim Abfeuern von Pyrotechnik.
Seit dem 1. Juli 2009 gilt zwischen der Stadt und den beiden Sportklubs YB und SCB eine Vereinbarung, wonach sich die Klubs mit je 60'000 Franken pro Saison an den Sicherheitskosten beteiligen. Für die internationalen Heimspiele von YB wurde eine separate Vereinbarung getroffen; sie sieht vor, dass der Klub einen pauschalen Beitrag von 2 Franken pro Zuschauer an die Sicherheitskosten bezahlt. Ergänzend dazu hat die Stadt im November 2009 mit YB und SCB eine Zusatzvereinbarung abgeschlossen, in der sich die Klubs zu konkreten Massnahmen verpflichtet haben, wie sie auch in der «Policy gegen Gewalt im Sport“ von der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) enthalten sind. Dazu zählen etwa ein Verkaufsverbot von Alkohol an Minderjährige, eine verstärkte Fantrennung sowie eine Verschärfung der Zutrittskontrollen. Dahinter stand von Anfang an das Bestreben der Stadt, den Gewaltproblemen bei Sportanlässen mit gezielten und nachhaltig wirkenden Massnahmen entgegenzuwirken – und nicht nur allein auf die Verrechnung der Kosten an die Klubs zu setzen.
Aufwärtstrend wurde gestoppt
Eine Zwischenbilanz zeigt, dass die Massnahmen erste Wirkung zeigen. So konnten die Sicherheitskosten 2010 nach Jahren des Anstiegs erstmals stabilisiert werden. Das Polizeiaufgebot bei Heimspielen von YB reduzierte sich von 35'072 Stunden im Jahr 2009 auf 29'644 Stunden im Jahr 2010, was einer Reduktion von 15 Prozent entspricht. Positiv ausgewirkt hat sich insbesondere die striktere Fantrennung, etwa durch den neuen Gästerückhalt von YB, der in der Saison 2009/2010 realisiert wurde. Erwähnenswert sind auch die Einführung von Schwachbier im Gästesektor von YB und verschiedene Fanprojekte im Bereich der Prävention, die YB und SCB in Zusammenarbeit mit weiteren Beteiligten umgesetzt haben. Noch nicht in der Bilanz berücksichtigt ist der von YB finanzierte, durchgängige Zaun zur Fantrennung zwischen Bahnhof Wankdorf und Stade de Suisse, der im Februar 2011 erstmals zum Einsatz kam. Erste Erfahrungen deuten darauf hin, dass der Zaun zu einer weiteren Reduktion des Polizeiaufwands führen wird.
Allgemein bewährt hat sich die engere Zusammenarbeit und bessere Vernetzung der betroffenen Akteure, insbesondere von Polizei, Justizbehörden, Klubs und Fanarbeit. Institutionalisiert wurde der gegenseitige Austausch am lokalen Runden Tisch «Gewalt im Sport“ unter der Leitung der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie, der im Februar 2011 zum dritten Mal stattgefunden hat.
Noch nicht am Ziel
Dass die Sicherheitskosten stabilisiert werden konnten, wertet die Stadt positiv. Die Zukunft wird zeigen, ob es sich dabei tatsächlich um einen anhaltenden Trend handelt. Die Stadt ist überzeugt, dass der Weg stimmt. Noch ist das Ziel – die Gewalt anlässlich von Sportanlässen einzudämmen und die Sicherheitskosten nachhaltig zu senken – allerdings nicht erreicht. So besteht insbesondere im Bereich der Zutrittskontrollen und beim Abfeuern von pyrotechnischen Gegenständen nach wie vor Handlungsbedarf. Zur rascheren Abfertigung der Fanströme sind beim Bahnhof Wankdorf weitere bauliche Massnahmen geplant. Noch offen ist die Forderung des lokalen Runden Tisches, entlang des Fan-Walks Videokameras zu installieren. Und schliesslich erwartet die Stadt von Seiten Klubs und Fanarbeit ein deutlicheres Bekenntnis, dass Gewalt wie auch das Abfeuern von Pyrotechnik nicht geduldet werden.