Neuer Bahnhofplatz Bern:„Die Operation am offenen Herzen ist geglückt“
Am Vorabend des grossen Bahnhofplatzfests haben sich an die 400 geladene Gäste in der Heiliggeistkirche zur offiziellen Eröffnungsfeier für den Neuen Bahnhofplatz Bern eingefunden.
Behörden- und Parlamentsmitglieder aus Stadt, Region und Kanton Bern, Vertretungen der Bauherrengemeinschaft und der ausführenden Baufirmen, Projektbeteiligte aus Verwaltung und Privatwirtschaft sowie weitere geladene Gäste fanden sich am Freitag abend in der Heiliggeistkirche zur offiziellen Eröffnungsfeier für den Neuen Bahnhofplatz Bern ein. Nach der Begrüssung durch Erika Jaun-Rüfenacht, Co-Präsidentin der Kirchgemeinde Heiliggeist und gleichsam Gastgeberin für die Eröffnungsfeier, konnte Baudirektorin Regula Rytz «nach jahrelanger Planung, zähen politischen Debatten und 16 Monaten intensiver Bautätigkeit“ mit Genugtuung feststellen: «Die Operation am offenen Herzen ist geglückt.“
Bahnhöfe seien bekanntlich das Herz einer Stadt, sagte die Direktorin für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün gemäss vorbereitetem Redetext. Das gelte auch in Bern, wo rund um den Bahnhof täglich über 200'000 Menschen zu Fuss, per Velo, Tram, Bus oder Auto unterwegs seien. «Wer hier etwas verändern will, greift tief ins urbane, aber auch ins regionale und kantonale Leben ein.“ Die Sanierung und Neugestaltung des Berner Bahnhofplatzes sei deshalb von Anfang an umstritten gewesen. Rytz erinnerte daran, dass das «kühne Projekt“ der Architekturbüros marchwell, BSR Architekten und Atelier 5 in der Variante Baldachin die Kreditabstimmung vom Juni 2005 «nur knapp überstanden“ hatte.
«Durch die Mühsal zu den Sternen“
Weiter führte sie aus, für die komplexe Baustelle am Bahnhofplatz habe sie sich von Anfang an einen Leitsatz des römischen Philosophen Seneca zum Motto genommen: «Durch die Mühsal zu den Sternen“. Vor dem Start der Bauarbeiten im Januar 2007 hätten Angst vor Veränderung, vor Lärm, beschwerlichen Umwegen und Umsatzeinbussen überwogen. Die Einschränkungen seien tatsächlich gross gewesen, doch sei die «Mühsal“ mehrheitlich gut akzeptiert worden, und mit jeder Bauphase seien der Respekt vor der harten Arbeit der Bauleute und auch die Neugier gewachsen: Aufbruchstimmung sei aufgekommen, während die Baumaschinen «Schicht für Schicht eines neuen Raumgefühls“ freigelegt hätten. Der Schlusspunkt sei mit dem Baldachin gesetzt worden – dem «gestalterischen Symbol für den neuen Bahnhofplatz, aber auch Glas des Anstosses für alle Zweiflerinnen und Kritiker“.
Mit dem Umbau des Bahnhofplatzes sei die Stadterneuerung im Herzen von Bern nicht abgeschlossen, hielt die Gemeinderätin weiter fest: Stadt und Kanton prüften bereits die nächsten Schritte, ein Tiefbahnhof und private Bauprojekte seien im Gespräch, und die einjährige Sperrung des Bahnhofplatzes habe einen verkehrspolitischen Meinungsumschwung ausgelöst. Es sei deshalb gut möglich, dass in der Geschichte des Berner Bahnhofplatzes schon bald wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen werde.
Einstweilen galt es aber, den am jüngsten Kapitel Beteiligten zu danken. Und weil so viele sich um den neuen Bahnhofplatz verdient gemacht haben, fasste die Baudirektorin notgedrungen ihren Dank zusammen: Sie dankte der Stadtbevölkerung und namentlich den Anrainerinnen und Nachbarn des Bahnhofplatzes für das Verständnis und die grosse Geduld während der Umbauzeit; Bernmobil für «die Kunst, auch während des Umbaus den öffentlichen Verkehr unter widrigen Umständen aufrecht zu erhalten“; allen fünf Bauherrschaften für die gute und zielgerichtete Zusammenarbeit; schliesslich den beteiligten Bau- und Planungsfirmen und der Totalunternehmung «für ihre grossartigen Leistungen, die sie mit hoch motiviertem und stark belastetem Personal vor unseren Augen täglich vollbracht haben“.
Berns neue Visitenkarte
Stadtpräsident Alexander Tschäppät nannte den neuen Bahnhofplatz «die neue Visitenkarte und das neue Eingangsportal zum Weltkulturerbe in der unteren Altstadt“. Er spannte in seiner persönlich gefärbten Ansprache den Bogen vom «alten Bahnhof“ seiner Kindheit bis zu den harten politischen Auseinandersetzungen um Glasdach und Verkehrsführung, die er noch als Planungsdirektor (und Vorgänger von Regula Rytz) erlebt hatte. Heute – so berichtete er gemäss vorbereitetem Redetext – beantworte er in seiner neuen Funktion als Stadtpräsident nur die Briefe, «in denen man mich fragt, wieso denn um Himmelswillen der Baldachin bloss so klein gebaut wurde und wann endlich der Individualverkehr vom Bahnhofplatz verschwinde“. Aber das sei eben Politik, sagte Tschäppät: «Was gestern undenkbar war, ist heute gerade mal gut genug und morgen schon längst überholt.“
Als vierter Redner ergriff SBB-Chef Andreas Meyer das Wort. Er freue sich über den neuen Bahnhofplatz und vor allem über die neu gestaltete Christoffelunterführung. Die Kundinnen und Kunden der SBB nähmen den Bahnhof Bern als Einheit wahr. Er sei deshalb froh, dass SBB und Stadt Bern künftig noch enger zusammenarbeiteten und sich Passantinnen und Passanten überall im Bahnhof wohl fühlten.
Abgeschlossen wurde der – musikalisch von Jürg Brunner (Organist Heiliggeistkirche) und Markus Linder (Alphorn) umrahmte – Festakt mit der Uraufführung des Dokumentarfilms «50 Jahre Umbau Bahnhof Bern“ von Mac W. Schneider (Zbinden Film). Anschliessend begab sich die Festgemeinde zum gemütlichen Teil in die (fürs Publikum noch bis Samstag, 10.00 Uhr, geschlossene) Christoffelunterführung.
Das Volksfest zur Bahnhofplatz-Eröffnung beginnt am Samstag um 09.00 Uhr und wird bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags dauern. Bahnhof- und Bubenbergplatz werden dafür nochmals 24 Stunden lang für jeden Verkehr gesperrt.
Downloads
Titel | Bearbeitet | Grösse |
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Ansprache von Gemeinderätin Regula Rytz (PDF, 40.1 KB) | 30.05.2008 | 40.1 KB |
Ansprache von Stadtpräsident Alexander Tschäppät (PDF, 34.8 KB) | 30.05.2008 | 34.8 KB |