Rechnung 2005 ist ausgeglichen, Abschreibung auf dem Bilanzfehlbetrag gebremst
Die Laufende Rechnung 2005 schliesst bei einem Aufwand und einem Ertrag von je 881,2 Millionen Franken ausgeglichen ab. Der Rechnungsabschluss entspricht damit in seinem Ergebnis dem Budget 2005. Die ausgeglichene Rechnung wurde erreicht, nachdem auf dem altrechtlichen Bilanzfehlbetrag nur 4,8 Millionen Franken anstatt wie geplant 20,7 Millionen Franken abgeschrieben worden sind. Der altrechtliche Bilanzfehlbetrag beläuft sich nun noch auf 205,5 Millionen Franken. Dies bei einer Vorgabe gemäss Sanierungsplan des Regierungsrates des Kantons Bern vom 8. Dezember 1999 von 208,0 Millionen. Die Stadt Bern hat demnach noch einen Vorsprung von 2,5 Millionen Franken auf den Sanie-rungsplan.
Das Rechnungsergebnis 2005 bestätigt ausgabenseitig die Erwartungen an das Budget 2005. Schlechter als erwartet schliesst der ordentliche Steuerertrag 2005 ab. Entscheidend dafür ist die Gemeindesteuerteilung. Ihr Saldo verschlechtert die Jahresrechnung gegenüber dem Voranschlag um 36,9 Millionen Franken. Der Vergleich zwischen Budget 2005 und Rechnung 2005 zeigt, dass bei den Ausgaben Disziplin herrschte, hingegen aufgrund der Steuerteilung viel mehr Geld in andere Gemeinden des Kantons abfloss, als veranschlagt. Der Gemeinderat hat die Direktion für Finanzen, Personal und Informatik beauftragt, die Gründe dafür im Detail abzuklären.
Der Cashflow ist als wesentliche Beurteilungsgrösse der Rechnung 2005, mit 26,3 Millionen Franken deutlich schlechter als in den Vorjahren. Gegenüber dem Voranschlag fällt er hauptsächlich wegen der reduzierten Abschreibungen auf dem Bilanzfehlbetrag um 21,3 Millionen Franken geringer aus.
Erstmals seit 1999 wird wieder ein Finanzierungsfehlbetrag ausgewiesen. Er beträgt 6,6 Millionen Franken (Vorjahr 7,7 Millionen Überschuss). Zurückzuführen ist er auf die, gemessen an den Abschreibungsmöglichkeiten, viel zu hohen, aber notwendigen Investitionen.
Kurzanalyse
Aus der Tabelle «Das Wichtigste im Überblick» (Beilage) gehen die Abweichungen nach Artengliederung hervor.
Gegenüber dem Voranschlag ergaben sich Einsparungen
- von 6,8 Millionen Franken bei den eigenen Beiträgen (Minderaufwand 3,2 Mio. für den Finanzausgleich, 2,6 Mio. für Infrastruktur und Kapitalkosten bei Domicil für Senioren,
1,7 Mio. Beiträge an den Kanton, 0,9 Mio. Beiträge an private Institutionen, 0,7 Mio. Gemeindeanteil AHV/IV/EO; dafür Mehrabgeltungen von 1,6 Mio. für Sozialhilfen, 1,1 Mio. für Investitionsbeiträge aus Mehrwertabschöpfungen usw.);
- von 4,8 Millionen Franken bei den Passivzinsen;
- von 2,3 Millionen Franken beim Personalaufwand (2,9 Mio. weniger Löhne, 1,3 Mio. höhere PVK-Beiträge, 0,7 Mio. weniger Sozial- und Unfallversicherungsbeiträge).
Mehraufwendungen verzeichnen demgegenüber
- der Sachaufwand mit 6,7 Millionen Franken, insbesondere für Dienstleistungen und
Honorare (3,7 Mio.) sowie für den Unterhalt (2,8 Mio.), teilweise bedingt durch das Hochwasser;
- die Entschädigungen an Gemeinwesen mit 6,2 Millionen Franken (+ 4,2 Mio. Fürsor- gelastenausgleich, + 2,0 Mio. Lehrerinnen- und Lehrerbesoldungen);
- die Einlagen in Spezialfinanzierungen mit 0,9 Millionen Franken sowie
- die Abschreibungen (ohne Bilanzfehlbetrag) mit 0,3 Millionen Franken.
Der um neutrale Verrechnungen bereinigte Gesamtaufwand ist ohne die Abschreibung auf dem Bilanzfehlbetrag um lediglich 0,3 Mio. Franken oder 0,04 % höher ausgefallen als veranschlagt.
Beim Ertrag sind höher ausgefallen
- die Beiträge für eigene Rechnung um 6,9 Millionen Franken, da die Stadtbauten einen nicht erwarteten Gewinn von 4 Millionen Franken abliefern konnten und die Kantons- und Bundesbeiträge kostenbedingt um 2,6 Millionen Franken besser ausgefallen sind;
- die Entnahmen aus Spezialfinanzierungen um 4,9 Millionen Franken (davon 2,5 Mio. Auflösung der Spezialfinanzierung öffentliche Beleuchtung nach Bundesgerichtsentscheid, 1,1 Mio. für Investitionsbeiträge aus Mehrwertabschöpfungen, 0,9 Mio. aus der Auflösung der Boni-Rückstellungen des Vorjahres nach Ablehnung eines entsprechenden Reglements durch den Stadtrat);
- die Anteile an den kantonalen Erbschafts- und Schenkungssteuern um 4,3 Millionen Franken;
- die Entgelte um 3,1 Millionen Franken (+ 3,0 Mio. verschiedene Gebühren und Dienstleistungen, aber um 1,2 Mio. weniger Bussen).
Mindererträge verzeichnen demgegenüber
- die Steuererträge mit 27,7 Millionen Franken;
- die Vermögenserträge mit 4,9 Millionen Franken, in erster Linie zurückzuführen auf
geringere Anlagenerträge (5,3 Mio. weniger Zinsen von den Anstalten und Sonderrechnungen infolge geringerem Kapitalbedarf);
- die Erträge aus Konzessionen um 1,5 Millionen Franken;
- die Rückerstattungen von Gemeinwesen um 0,8 Millionen Franken (Kanton und Bund).
Der um durchlaufende Beiträge und interne Verrechnungen bereinigte Gesamtertrag ist um 15,6 Millionen Franken oder 1,8 % tiefer ausgefallen als veranschlagt.
Erwähnenswert ist der Ertragsausfall im Lastenausgleich von fast 3,4 Millionen Franken. Für die Jahre 2004 und 2005 hat die Stadt wegen der Nichtanerkennung bzw. Nichtzulassung von Leistungen zum Lastenausgleich verschiedene Beschwerden bei der Kantonalen Gesundheits- und Fürsorgedirektion eingereicht (für 3 Tagesschulen, den Ausbau von Kindertagesstätten, die Ferieninseln, PINTO und die Gassenarbeit/das Alkistübli). Diese sind noch hängig.
Ebenfalls negativ ausgewirkt hat sich der Wegfall der Beleuchtungsabgabe (2004: 3,3 Mio.) nach dem Entscheid des Bundesgerichts. Dieser Entscheid hat bei der öffentlichen Beleuchtung die Jahresrechnung 2005 trotz Auflösung der Spezialfinanzierung um 2,4 Millionen Franken verschlechtert.
Steuerertrag
Nachfolgend die Ergebnisse der einzelnen Steuergruppen mit den Abweichungen gegenüber dem Voranschlag und dem Vorjahr:
Rechnung Abweichung zum
2005 Voranschlag Vorjahr
Ordentliche Steuern Mio. Fr. Mio. Fr. Mio. Fr.
- Natürliche Personen
(Einkommen/Vermögen/QST) 269,0 - 7,1 + 0,5
- Juristische Personen
(Gewinn/Kapital) 76,4 + 15,0 - 1,2
- Gemeindesteuerteilung - 31,5 - 36,9 - 4,8
- Grundstückgewinnsteuer 8,0 + 3,0 + 0,1
- Liegenschaftssteuer 31,7 - 0,3 - 1,9
- Nach- und Strafsteuern 2,2 + 1,4 + 1,7
Total ordentliche Steuern 355,8 - 24,9 - 5,6
Übrige Steuern/Abgaben
- Beleuchtungsabgabe 0,0 - 3,0 - 3,3
- Übernachtungsabgabe 1,5 + 0,2 + 0,1
- Hundetaxe 0,2 - 0,0 - 0,0
Total übrige Steuern/Abgaben 1,7 - 2,8 - 3.2
Total Steuerertrag 357,5 - 27,7 - 8,8
Der ordentliche Steuerertrag ist mit 355,8 Millionen Franken um 24,9 Millionen Franken oder 6,5 % geringer als veranschlagt. Bei den natürlichen Personen sind die Erträge um
7,1 Millionen Franken oder 2,6 % tiefer ausgefallen, bei den juristischen Personen sind sie demgegenüber um 15,0 Millionen Franken oder 24,4 % über den budgetierten Werten. Die Grundstückgewinnsteuer ist um 3,0 Millionen Franken (60 %) höher als erwartet, der Ertrag aus der Liegenschaftssteuer dagegen um 0,3 Millionen Franken (0,9 %) geringer.
Entscheidend für das Rechnungsergebnis sind aber wie im Vorjahr die Gemeindesteuerteilungen, insbesondere bei den juristischen Personen, welche wesentlich höhere Wegteilungen umfassen (+ 34,5 Mio.), wobei aber auch der Ertrag (- 2,4 Mio.) gesunken ist. Dies hängt einerseits mit den wesentlich höheren zu teilenden Gewinnsteuern zusammen, andererseits mit den fakturierten definitiven Teilungen aus früheren Jahren (schwergewichtig für 1999 – 2001). Der Saldo aus den Steuerteilungen verschlechtert die Jahresrechnung gegenüber dem Voranschlag um 36,9 Mio. Franken.
Investitionsrechnung 2005
Für Investitionen in das Verwaltungsvermögen ohne Sonderrechnungen und Anstalten sind brutto 45,9 Millionen Franken (Vorjahr 44,0 Mio.) ausgegeben worden. Die Subventionen und übrigen Einnahmen belaufen sich auf 11,5 Millionen Franken (Vorjahr 9,3 Mio.). Daraus ergibt sich eine Nettoinvestition von 34,4 Millionen Franken (Vorjahr 34,7 Mio.), während das Investitionsbudget Nettoaufwendungen von 35,0 Millionen Franken vorsah. Die Abweichung (Verbesserung um 0,6 Mio.) resultiert aus Mehraufwendungen von 2,2 Millionen Franken sowie aus höheren Subventionseingängen und Einnahmen von 2,8 Millionen Franken. Der Realisierungsgrad im Vergleich zum Investitionsbudget beträgt brutto 105,1 %, netto 98,3 %.
Die Zielvorgabe für die Nettoinvestitionen ist aufgrund der Bedürfnisse für Grossvorhaben und für den wichtigen Werterhalt für 2005 auf 35 Millionen Franken festgesetzt worden, obschon nur knapp 23 Millionen Abschreibungsmittel zur Verfügung stehen. Deshalb ist keine vollständige Selbstfinanzierung der Investitionen im Verwaltungsvermögen aus Abschreibungsmitteln möglich. Die direkte Selbstfinanzierung erfolgte zu nur 66,7 %.
Die grössten Investitionen wurden für folgende Vorhaben getätigt:
Kramgasse/Gerechtigkeitsgasse; Gesamtsanierung |
Fr. 8 572 824.00 |
Verkehrsinfrastruktur ESP Wankdorf, Anteil Stadt |
Fr. 5 792 451.00 |
Paul Klee Zentrum, Zugänge Nord und Süd |
Fr. 3 337 899.00 |
Lärmschutz an Stadtstrassen; Mehrjahresplan 2001 |
Fr. 1 575 654.00 |
Bern. Historisches Museum, Beitrag an Kubus/Titan |
Fr. 1 400 000.00 |
Nach Vornahme der Abschreibungen beträgt der Buchwert des abschreibungspflichtigen Verwaltungsvermögens nun 206,0 Millionen oder 11,5 Millionen Franken mehr als zu Jahresbeginn.