Strassenkinder in der Stadt Bern?
Die Direktion für Soziale Sicherheit der Stadt Bern widerspricht der Diplomarbeit «Läbe uf dr Gass - eine qualitative Studie über Strassenkinder in der Stadt Bern» von Andrea Staub (Diplomarbeit Geografisches Institut der Universität Bern, 2002). Die Studie kommt zum Schluss, dass in Bern zirka 100 Kinder und Jugendliche zum Teil über Jahre auf der Strasse leben.
Wie die Direktion für Soziale Sicherheit anlässlich eines Mediengesprächs am 3. Februar 2004 ausführte, gibt es auch in der Stadt Bern Menschen, die ohne festen Wohnsitz zeitweise auf der Gasse leben. Es handelt es sich dabei um (wenige) Jugendliche um 18 Jahre und vor allem jüngere, mündige Erwachsene. Kinder sind nicht darunter. Auch sind es nach Aussagen des Jugendamts der Stadt Bern deutlich weniger als 100 Menschen. Die Direktion für Soziale Sicherheit hält fest, dass in der Stadt Bern für alle diese Menschen, die Hilfe brauchen und diese auch annehmen wollen, Noteinrichtungen und Hilfsangebote wie soziale und psychologische Beratung und Betreuung zur Verfügung stehen.
Das Jugendamt betont, dass es die Stadt Bern nicht zulässt, dass sich schulpflichtige Kinder und Jugendliche über längere Zeit auf der Gasse aufhalten. Interventionen der zuständigen Behörden (Schule, Polizei, Jugendamt, Amt für Erwachsenen- und Kindesschutz, etc.) sollen dabei keine Strafaktionen sein, sondern unter Einbezug von Eltern und Erziehungsberechtigten die Suche nach Lösungen ermöglichen, bei denen die positive Entwicklung und Förderung der jungen Menschen im Vordergrund steht.
Das Jugendamt der Stadt Bern sieht das Hauptproblem nicht bei der sehr beschränkten Zahl von Jugendlichen, die sich über eine bestimmte Zeit auf der Gasse aufhalten, sondern bei der zunehmenden Zahl von jungen Menschen, die zwar über eine festen Wohnsitz verfügen, aber ohne berufliche und soziale Perspektiven leben, desintegriert sind, «herumhängen» und auf Hilfs- und Förderangebote sehr schwierig anzusprechen sind. Wichtige Angebote für diese Jugendlichen sind sehr niederschwellige, professionell geführte Einrichtungen wie beispielsweise die «Hängebrücke» des Jugendamts, die mit einer erweiterten Tagesstruktur die Lebenskompetenzen fördert mit dem Ziel die Jugendlichen wieder in den Schul-, Berufs-, Familien-, und Gesellschaftsalltag zu integrieren. Der Bedarf an solchen und ähnlichen Einrichtungen, die Jugendlichen Strukturen bieten, sie befähigen und ihnen so wieder Perspektiven aufzeigen, wird in naher Zukunft zunehmen.