Ein "Baldachin" für den Bahnhofplatz
Am 2. Juni dieses Jahres haben die Stimmberechtigten der Stadt Bern in einer Referendumsabstimmung einen Projektierungskredit von 3,05 Mio. Franken für die Neugestaltung des Bahnhofplatzes, des Bubenbergplatzes und der Christoffelunterführung bewilligt. Erarbeitet werden soll ein Gestaltungsprojekt auf der Grundlage des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs «Tschou statt Tschüss», aber ohne das den Platz zwischen Burgerspital, Bahnhofgebäude und Heiliggeistkirche überspannende Dach.
Weil der Stadtrat im November 2001 den Verzicht auf dieses für das Wettbewerbsprojekt prägende Element beschlossen hatte, musste nach der Kreditbewilligung eine zweite Vorprojektphase eingeschaltet werden. Im Bestreben, alle aus dem Wettbewerb gewonnenen Erkenntnisse für die Projektierung zu nutzen, wurde das neue Vorprojekt durch ein Planerteam bearbeitet, dem die Architekten der drei erstklassierten Wettbewerbsteilnehmer (Büros Marchwell, Zürich, Atelier 5 sowie Bürgi + Raaflaub, Bern) angehörten.
Vorerst galt es, aufgrund der vom Stadtrat beschlossenen zusätzlichen Auflagen sowie angesichts sich abzeichnender Neuentwicklungen (z.B. Tram Bern West) die Randbedingungen, wie sie dem Wettbewerb zugrunde gelegt worden waren, nochmals zu überprüfen. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob die Tramwendeschleife um die Heiliggeistkirche aufgehoben werden könnte. Die heutige Wendeschleife bewirkt vielerlei Behinderungen, vor allem wenn sie für den Regelbetrieb und nicht nur für Ausnahmesituationen dienen muss: Sie beeinträchtigt z.B. die Sicherheit für Fussgängerinnen und Fussgänger, behindert die Anlieferung, schränkt die Gestaltungsmöglichkeiten für den Bahnhofplatz ein und wirkt auch sonst nicht vorteilhaft im unmittelbaren Umfeld der als Baudenkmal von nationalem Rang geltenden Heiliggeistkirche.
Beim neuen Gestaltungskonzept wird nun eine Wendeschleife via ChristoffelgasseBundesgasseSchwanengasse vorgeschlagen. Offen ist noch, wer die auf 5 Mio. Franken veranschlagten Mehrkosten für die neue Wendeschleife trägt.
In einem workshop-artigen Verfahren, bei dem das Planerteam eng mit den zuständigen Fachstellen der Stadt sowie mit Bernmobil und dem kantonalen Amt für öffentlichen Verkehr zusammenarbeitete, wurde innerhalb von nur vier Monaten das Gestaltungskonzept «Baldachin» entwickelt. Es sieht einen Hauptaufgang aus der Christoffelunterführung im Bereich der Heiliggeistkirche und einen Südaufgang zwischen Loeb und UBS vor. Der Weg vom Bahnhof-Hauptportal zur Tramstation ist überdeckt mit einer leichten, geschwungenen (Glas-)Dachkonstruktion, die sich über den Perrons an der Schnittstelle von Alt- und Neustadt zu einem Baldachin wölbt. Der motorisierte Privatverkehr wird rechtwinklig über den Platz geführt, was eine optimale Freihaltung der Platzmitte ermöglicht.
Auf dieser Grundlage wird nun das eigentliche Bauprojekt mit Kostenvoranschlag erarbeitet.