Bern
Jahresstatistik 2023 von Schutz und Rettung Bern
Die Einsatzzahlen von Schutz und Rettung Bern bewegten sich 2023 im Rahmen des Vorjahres: Gut 2’600 Einsätze leistete die Berufsfeuerwehr. Die Sanitätspolizei rückte über 22’000 Mal aus. Etwa 9’000 Einsätze disponierte die Feuerwehrnotrufzentrale FNZ 118, während die Mitarbeitenden der Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 Bern knapp 47’000 Einsätze koordinierten.
Im Jahr 2023 leisteten die Angehörigen von Schutz und Rettung Bern Einsätze in vergleichbarer Anzahl wie im Vorjahr. Diese wurden begleitet von stetig veränderten Rahmenbedingungen, was die Arbeit täglich anspruchsvoller machte. So übernahm etwa die Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 Bern ab Herbst 2023 nach intensiver Planungsarbeit neu die Alarmierung des Rettungsdienstes der Spital Region Oberaargau SRO. Damit koordinieren die Einsatzdisponent:innen neben den Regionen Bern und Oberland nun auch die gesamte Region MEOA (Mittelland-Emmental-Oberaargau). Eine grosse Herausforderung für die Sanitätspolizei, den Rettungsdienst von Schutz und Rettung Bern, waren (und sind) die stark belasteten Spitäler. Diese verfügen kaum über freie Kapazitäten, um Patient:innen aufnehmen zu können, was teilweise zu langen Wartezeiten für die Rettungsteams führte.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, aber auch ganz allgemein die Migrationslage forderte das Katastrophenmanagement von Schutz und Rettung Bern. Dieses koordinierte 2023 zusammen mit Bund und Kanton Bern die Einquartierung von Schutz suchenden Menschen in Zivilschutzanlagen. Mit grossem Engagement unterstützten die Angehörigen der Zivilschutzorganisation ZSO Bern plus bei Einsätzen zu Gunsten der Gemeinschaft, etwa beim Velorennen «Tour de Berne» oder beim Mittelländischen Schwingfest in der Vertragsgemeinde Frauenkappelen.
Die Feuerwehr der Stadt Bern, bestehend aus Berufs- und Milizfeuerwehr, setzte im vergangenen Jahr geplante Beschaffungen von drei City-Tanklöschfahrzeugen, einem Standardtanklöschfahrzeug, einem Universaltransportwagen und Mannschaftstransportwagen um. Damit einhergehend konnten der ukrainischen Botschafterin in Bern im Mai 2023 drei Tanklöschfahrzeuge als Spende der Stadt Bern übergeben werden.
Auch 2024 werden sich die Mitarbeitenden laufend veränderten Rahmenbedingungen stellen und im Arbeitsalltag anpassen müssen. Sei es beim durch die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) des Kantons Bern geplanten Vier-Regionen-Modell für die Berner Rettungsdienste oder dem Zusammenschluss der Feuerwehren von Ostermundigen und der Stadt Bern, welcher nach erfolgreichen Verhandlungen und politischen Abstimmungen Anfang 2024 vollzogen wurde. Auch im Bereich der Zivilschutzorganisation ZSO Bern plus werden im kommenden Jahr Veränderungen geplant, die per Jahresbeginn 2025 relevant werden. Zurzeit laufen Verhandlungen mit Gemeinden der ZSO Bantiger und der ZSO Grauholz Nord im Hinblick auf einen möglichen Zusammenschluss mit der ZSO Bern plus.
Statistik Feuerwehr
Die gesellschaftlichen, städtebaulichen sowie technischen Veränderungen haben einen Einfluss auf die Berner Feuerwehr. In einer Arbeitsgruppe werden die Veränderungen analysiert und die Feuerwehr Bern entsprechend ausgerichtet, sodass diese auch in Zukunft effektiv und effizient die an sie gestellten Herausforderungen meistern kann.
Die Berufsfeuerwehr rückte im vergangenen Jahr zu insgesamt 2’618 (2022: 2’611) Interventionen aus. Die Vorgaben der Stadt Bern sehen vor, dass die Berufsfeuerwehr gleichzeitig ein mittleres und ein kleines Ereignis bewältigen kann.
Von den insgesamt 259 (2022: 269) Brandfällen betrafen 187 (2022: 185) das Gemeindegebiet Bern. Bei 72 (2022: 84) Bränden auf dem Kantonsgebiet kam die Berufsfeuerwehr zur Verstärkung der jeweiligen Ortsfeuerwehr zum Einsatz. In 807 (2022: 804) Fällen rückte die Feuerwehr aufgrund automatischer Alarmmeldungen aus.
Die Hilfeleistungen (Personen- und Tierrettungen, Schnee-, Wasser-, Sturm- und Blitzschäden, technische Hilfeleistungen, Insekten etc.) nahmen leicht zu auf 1’552 (2022: 1’538) Einsätze. Davon entfielen 1’206 (2022: 1’241) Einsätze auf die Stadt Bern, ausserhalb der Gemeindegrenzen waren es 346 (2022: 297) Hilfeleistungen.
Mit 26 (2022: 24) Einsätzen nahmen die Interventionen bei schweren Verkehrsunfällen zu. 157 (2022: 142) Einsätze betrafen Personen- und Tierrettungen bzw. -befreiungen. Bei Einsätzen wegen Bienen, Wespen, Hummeln oder Hornissen wurden 350 (2022: 445) Schwärme eingefangen, umgesiedelt oder vernichtet. Es wurden 105 (2022: 77) Bienenschwärme der Schwarmsammelstelle Region Bern übergeben.
Feuerwehr Region Bern
Anfang 2024 schloss sich die Feuerwehr Ostermundigen der Feuerwehr der Stadt Bern an. Das Feuerwehrmagazin Ostermundigen wird 2024 so ausgebaut, dass Atemschutzgeräte retabliert, geprüft und neu befüllt werden können. Dieser Ausbau ist eine Massnahme im Feuerwehrmodell Bern, welche die logistischen Mittel der Feuerwehren zentralisiert und die Milizfeuerwehren im rückwärtigen Dienst entlastet. Der Ausbau des Magazins erhöht die Effizienz und Einsatzbereitschaft der Feuerwehren, insbesondere im Bereich des Atemschutzes, was für die Sicherheit der Einsatzkräfte von entscheidender Bedeutung ist.
Aufgrund veränderter Anforderungen entspricht das Übungsgelände im Riedbach nicht mehr den Bedürfnissen der Feuerwehren. Es wird eine umfassende Bedarfsanalyse durchgeführt, um die spezifischen Anforderungen und Wünsche der Feuerwehren in der Region Bern zu ermitteln. Basierend auf den Ergebnissen dieser Analyse wird das Übungsgelände gemäss den städtischen Vorgaben ausgebaut und angepasst. Der Ausbau stärkt die Trainingsmöglichkeiten und erhöht die Effektivität der Feuerwehreinsätze durch praxisnahe Übungen. Die Anpassungen zielen darauf ab, dass die Feuerwehren in der Region Bern bestmöglich auf vielfältige Einsatzszenarien vorbereitet sind und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können.
Einsätze der Feuerwehr im Überblick | 2023 | 2022 |
Brände | 259 | 269 |
Automatische Alarme | 807 | 804 |
Hilfeleistungen | 1'552 | 1'538 |
- davon Interventionen bei schweren Verkehrsunfällen | 26 | 24 |
- davon Personen- und Tierrettungen bzw. -befreiungen | 157 | 142 |
Total Einsätze der Feuerwehr | 2'618 | 2'611 |
Statistik Sanitätspolizei
Im Jahr 2023 rückte die Sanitätspolizei im Durchschnitt täglich 61 (2022: 68) Mal aus, dies in einer Range von minimal 34 und maximal 87 Einsätzen an einem Tag. Der Rettungsdienst leistete damit total 22’178 (2022: 24’821) Einsätze. Davon waren 17’243 (2022: 18’568) Primärtransporte, also Einsätze zur Erstversorgung von Patient:innen am Einsatzort, meist verbunden mit Transporten zur weiteren Behandlung in ein Spital. Der Rückgang bei den Primärtransporten beträgt damit im vergangenen Jahr 7,14 Prozent.
1’832 (2022: 2’809) Einsätze waren 2023 Sekundärtransporte. Dabei handelte es sich um Verlegungstransporte von Patient:innen von Spital zu Spital. Der Rückgang bei den Sekundärhilfeleistungen beträgt damit gegenüber dem Vorjahr rund 35 Prozent. Dies ist vom Kanton Bern politisch so beabsichtigt und entspricht der formulierten Strategie der Direktion GSI zur Fokussierung der Notfalldispositionen und Notfalltransporten in den Sanitätsnotrufzentralen und den Berner Rettungsdiensten.
Die verbleibenden 3’103 (2022: 3’444) Einsätze waren Dienstleistungen, die sich in Sicherungsdienste, sanitätsdienstliche Hilfeleistungen, Dienst- und Pikettfahrten oder Notarztzubringer aufteilen. Die Einsatzfahrzeuge legten 408’885 (2022: 498’595) Kilometer zurück, was einem Rückgang von etwa 18 Prozent entspricht.
Einsatzfristen
Das Einsatzgebiet der Sanitätspolizei umfasst neben der Stadt Bern 37 weitere Gemeinden in der Region Bern. Im Schnitt erreichte die Sanitätspolizei den Einsatzort bei lebensbedrohlichen Erkrankungen innerhalb von 10,6 Minuten.
Bei allen Einsätzen im Einsatzgebiet, bei denen aufgrund der Meldung von einer akuten Lebensgefahr ausgegangen werden musste, war die Sanitätspolizei in 89 (2022: 88) Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten vor Ort. Im Leistungsvertrag mit der Direktion GSI wird eine Hilfsfrist von 15 Minuten in 90 Prozent der Einsätze angestrebt. Diese angestrebte Hilfsfrist wurde trotz der Nutzung von Warteräumen und dem Einsatz der «Next best»-Strategie knapp nicht erreicht.
Einsätze der Sanitätspolizei im Überblick
Primärtransporte | 2023 | 2022 |
Medizinische und chirurgische Notfälle | 12'555 | 13'374 |
Verkehrsunfälle | 605 | 641 |
Betriebsunfälle | 99 | 103 |
Sportunfälle | 167 | 173 |
Übrige Unfälle | 3'004 | 3'392 |
Alkohol und Drogen | 792 | 870 |
Rettungsbooteinsätze | 21 | 15 |
Total Primärtransporte | 17'243 | 18'568 |
Sekundärtransporte | 2023 | 2022 |
Krankentransporte | 1'402 | 2'244 |
Intensivtransporte | 258 | 387 |
Neugeborenentransporte | 171 | 178 |
Blut- und Organtransporte | 1 | 0 |
Total Sekundärtransporte | 1'832 | 2'809 |
Total Primär- und Sekundärtransporte | 19'075 | 21'377 |
Andere Dienstleistungen | 2023 | 2022 |
Sicherungsdienste | 129 | 141 |
Taucheinsätze | 1 | 9 |
Sanitätsdienstliche Hilfeleistungen | 143 | 58 |
Dienst- und Pikettfahrten | 490 | 803 |
Notarztzubringer | 2'340 | 2'433 |
Total andere Dienstleistungen | 3'103 | 3'444 |
Total Einsätze Sanitätspolizei | 22'178 | 24'821 |
Statistik Notrufzentralen 118 und 144
Die Mitarbeitenden der Feuerwehrnotrufzentrale FNZ 118 disponierten 2023 gesamthaft 8’767 (2022: 8’037) Feuerwehreinsätze in den Regionen Bern und Mittelland-Emmental-Oberaargau (MEOA). Die Disponent:innen bearbeiteten dabei 60’519 (2022: 59’068) Anrufe, davon 9’527 (2022: 7’264) Notrufe auf die Nummer 118.
Die Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 Bern disponiert die Rettungsdiensteinsätze in den Regionen Bern, Mittelland-Emmental-Oberaargau (MEOA) und Oberland. 2023 führten die Einsatzdisponent:innen insgesamt 149’461 (2022: 161’564) Telefongespräche, davon waren 53’316 (2022: 50’471) Notrufgespräche auf die Nummer 144. Im Durchschnitt dauerte es 6,2 Sekunden (2022: 6,2) bis zur Anrufentgegennahme. Insgesamt wurden 46’786 (2022: 52’420) Einsätze disponiert: 37’613 Primär- und 3’231 Sekundäreinsätze sowie 5’942 «andere» (Dienstfahrten, Warteräume).
Statistik Zivilschutz
Der Zivilschutzorganisation ZSO Bern plus gehören die Stadt Bern und die Gemeinden Bremgarten, Deisswil, Frauenkappelen, Münchenbuchsee, Wiggiswil und Zollikofen an.
Die Zivilschutzangehörigen absolvierten 2023 total Jahr 2’943 (2022: 2’776) Diensttage. Davon leistete die Schnelleinsatzformation 156 Tage für Training und Einsätze. An 390 Tagen wurden Einsätze zu Gunsten der Gemeinschaft geleistet: Mittelländisches Schwingfest in Frauenkappelen, Mittelländisches Turnfest in Wohlen und Velorennen «Tour de Berne». Zur Bewältigung der Hochwassersituation im Dezember in der Stadt Bern wurden 69 Diensttage aufgewendet. Wie 2022 wurden zwei Wiederholungskurse im Berner Oberland durchgeführt, wo die Zivilschutzangehörigen auf Gesuch einer Gemeinde während insgesamt 234 Diensttagen Berg- und Wanderwege instand stellten.
Im Zentrum der Kurse stand die Führungsarbeit der Kader aller Stufen. Deswegen wurde zu den ordentlichen Kadervorkursen (KVK) ein zentraler Kaderkurs durchgeführt, in welchem mit Schwergewicht die Themen Menschenführung und die systematische Führung in Einsätzen und Übungen behandelt wurden.
Statistik Einquartierungen und Schiessbetrieb
Der Bereich Logistik und Infrastruktur betreut 57 Bauten, wie beispielsweise die Zivilschutzanlage Mingerstrasse. 2023 wurden in diesen Bauten 2’865 zivile (2022: 2’358) und 2’410 (2022: 2’381) militärische Einquartierungen organisiert. Die höhere Belegungszahl ziviler Übernachtungen lässt sich auf die Austragung der Sportkletter WM 2023 in Bern zurückführen. Zudem wurden im Herbst 2023 die Anlage Mingerstrasse, wie auch drei weitere Schutzanlagen für Schutzsuchende bereitgestellt.
In der Schiessanlage Riedbach wurden im letzten Jahr 43 (2022: 37) Schiessanlässe durchgeführt. Das Obligatorische Schiessen absolvierten dabei 724 (2022: 824) Personen, am Feldschiessen nahmen 339 (2022: 374) Personen teil.
Das Ausbildungsgelände Gäbelbach bietet den Blaulicht- und Zivilschutzorganisationen wie auch der Armee vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten – so trainiert dort die Polizei ihre Diensthunde, Feuerwehren nutzen den Übungsplatz für Ausbildungen am Feuer und Dritte besuchen die Handfeuerlöscher-Kurse.